Bischöfe predigen Solidarität und würdigen Freiheitsbewegungen

Berlin (dpa) - Deutsche Bischöfe haben am Ostersonntag zu mehr Solidarität mit den Mitmenschen aufgerufen und die Christen ermutigt, sich offensiver in die Gesellschaft einzubringen. Gleichzeitig bezeugten sie ihre Solidarität mit den Unterdrückten in aller Welt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, würdigte in seiner Osterpredigt die Freiheitsbewegungen in Nordafrika und den Ländern des Nahen Ostens. Der Arabische Frühling sei zum Inbegriff einer um sich greifenden Freiheitsbewegung geworden, die bis heute andauere, sagte der katholische Geistliche laut Redetext beim Pontifikalamt im Freiburger Münster.

„Immer mehr Menschen lassen sich in einer globalisierten Welt nicht mehr einzwängen in Diktaturen. Sie lehnen sich auf gegen Unterdrückung, sie zeigen Flagge, wenn sie ihrer grundlegenden Freiheitsrechte beraubt werden.“ Die größte Freiheitsbewegung der Weltgeschichte sei Ostern, das „Hochfest der Auferstehung“, fügte der Freiburger Erzbischof hinzu.

Der Fuldaer katholische Bischof Heinz Josef Algermissen rief die Menschen zu mehr Gestaltungswillen auf. „Ohne Hoffnung auf Zukunft wird für uns Menschen die Gegenwart unerträglich.“ Deshalb gebe es nur zwei Optionen: „Entweder setzen wir auf Zukunft, in die wir selbst eingeschlossen sind, oder wir entwickeln uns zu Depressiven und Dauernörglern am real existierenden Leben.“ Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der Erfurter Bischof Joachim Wanke, und der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, Andreas von Maltzahn, ermutigten die Menschen, sich nicht mit Missständen abzufinden.

Berlins Erzbischof Rainer Maria Woelki warnte vor einem sozialen Auseinanderdriften der Gesellschaft. In Berlin als „Hartz-IV- Hauptstadt“ werde sehr deutlich, „dass die soziale Schere zwischen Reich und Arm in unserer Gesellschaft weiter auseinander zu gehen droht“, sagte Woelki dem Deutschlandfunk. 1,6 Millionen Kinder unter 15 Jahren müssten in Deutschland von staatlicher Grundsicherung leben. Die katholische Kirche müsse sich um diese Probleme kümmern. Auch der evangelische Berliner Landesbischof Markus Dröge rügte die Diskriminierung sozial benachteiligter Menschen.

Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa wandte sich gegen Egoismus und Genusssucht. Er deutete das Motto „Wer glaubt, ist nicht allein“ von Papst Benedikt XVI. als Positionierung gegen Egoismus, Selbstherrlichkeit, Geltungssucht, Habsucht und Genusssucht. „Was den Menschen schon als soziales Wesen existenziell gefährde, „das trennt ihn auch vom Leben Gottes“, betonte der katholische Würdenträger.

Münchens Erzbischofs Reinhard Marx mahnte ein entschiedenes Festhalten am grundsätzlichen Schutz des Sonntags an. Der Sonntag sei „das wöchentliche Lebensfest, die heilsame Unterbrechung, die Einladung an die ganze Gesellschaft, inne zu halten und das Geheimnis des Lebens zu feiern“, sagte der Kardinal.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ermutigte die Menschen, sich an Ostern „auf Unerwartetes, Überraschendes einzulassen, innerlich aufzubrechen, weiterzugehen“. Die zu starre Festlegung auf alte Muster und Gewohnheiten könne den rechten Blick auf das Leben verstellen, sagte der katholische Bischof laut Mitteilung.