Botschafter bittet um deutsche Aufbau-Hilfe
Berlin (dpa) - Der künftige libysche Botschafter in Berlin, Ali Masednah al-Kothany, hat Deutschland um Wiederaufbau-Hilfe gebeten.
In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur warb Kothany insbesondere für eine schnelle Freigabe des beschlagnahmten Vermögens von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi. „Libyen war ein reiches Land. Wir brauchen jetzt, dass unser Geld freigegeben wird.“ Allein in Deutschland liegen etwa 7,3 Milliarden Euro auf verschiedenen Gaddafi-Konten.
Der designierte Botschafter äußerte die Hoffnung, dass bereits auf der internationalen Libyen-Konferenz an diesem Donnerstag in Paris Geld aus dem Gaddafi-Vermögen dem Übergangsrat zur Verfügung gestellt wird. „Ich hoffe, dass ein Teil der eingefrorenen Gelder freigegeben wird, damit Medikamente gekauft und die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet werden kann.“ Zugleich bat er um eine sofortige Lockerung der EU-Sanktionen gegen sein Land.
Der 66-Jährige, der als Medizin-Student nach Deutschland gekommen war und dann als Arzt praktiziert hatte, wurde vom Übergangsrat der Rebellen als neuer Botschafter nominiert. In Berlin ist er bereits als offizieller Geschäftsträger der libyschen Botschaft akkreditiert. Die offizielle Ernennung steht aber noch aus. Gaddafis bisheriger Statthalter in Deutschland hatte sich ins Ausland abgesetzt.
Kothany sagte, die deutsche Wirtschaft habe beim Wiederaufbau besondere Kompetenz. „Deutschland hat Erfahrungen mit dem Aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem Aufbau nach der Wende in der DDR. Wenn die Deutschen diese Erfahrung bei uns einsetzen, wird vieles einfacher.“ Zudem sei die deutsche Wirtschaft „bekannt für Qualität und Zuverlässigkeit“, lobte der Diplomat.
Auf Sorgen, dass deutsche Firmen wegen der Enthaltung im UN-Sicherheitsrat einen schwierigeren Start haben könnte als ausländische Konkurrenz, antwortete der künftige Botschafter ausweichend. „Wir denken an heute und morgen, nicht an gestern. Wer sich jetzt bei uns sehr engagiert, dem werden wir sehr dankbar sein.“ Die deutsche Wirtschaft werde „großen Raum“ in Libyen finden. „Es fehlt nur das Geld, das wir Libyer investieren können.“
Die Bundesregierung hat beim Sanktionsausschuss der Vereinten Nationen bereits einen Eilantrag gestellt, damit von den beschlagnahmten Milliarden zumindest eine Milliarde Euro schnell freigegeben werden kann. Jetzt schon hat der Übergangsrat ein deutsches Darlehen über 100 Millionen Euro zur Verfügung.