Britische Diplomaten in Libyen: Soldaten festgesetzt?
London (dpa) - Britische Diplomaten haben heute in Libyen erste Gespräche mit den Regimegegnern aufgenommen. Dabei wurden offenbar mehrere britische Elitesoldaten der Kommandotruppe SAS festgesetzt, die sie begleitet hatten.
Es sei derzeit schwierig, die Situation in dem von schweren Unruhen gekennzeichneten Land zu verstehen, sagte der britische Verteidigungsminister Liam Fox dem Sender BBC. Daher versuche die Regierung, sich bei diesen Gesprächen in der Stadt Bengasi ein Bild von den verschiedenen Gruppen zu machen, die derzeit gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi revoltieren.
Die „Sunday Times“ hatte zuvor berichtet, dass mehrere britische Elite-Soldaten bei dem Versuch festgenommen wurden, einen Diplomaten durch das von den Aufständischen kontrollierte Gebiet im Osten des Landes zu eskortieren. Der Minister bestätigte den Vorfall nicht - dementierte ihn allerdings auch nicht: Die Regierung stehe im Kontakt mit dem „kleinen Diplomatenteam“. „Aber ich werde dazu keinen weiteren Kommentar abgeben.“
Nach dem Bericht der Zeitung waren die acht Soldaten bewaffnet, aber in ziviler Kleidung. Die Rebellen reagierten verärgert auf die Kontaktversuche. Sie fürchten, dass Gaddafi den Vorfall als Beweis für die militärische Einmischung des Westens nutzen könnte, um damit patriotische Libyer hinter dem Regime zu versammeln, hieß es. Erst Mitte vergangener Woche waren drei niederländische Marineflieger beim Versuch, zwei Landsleute aus Sirte auszufliegen, von Gaddafi-Milizen gefangen genommen worden.
Fox verteidigte das Vorgehen: Da Kommunikationswege wie Telefon und Internet teilweise blockiert seien, müsse sich der Westen vor Ort ein Bild der Lage machen. „Es ist wesentlich, dass die Regierung das macht und es ist wesentlich, dass alle westlichen Regierungen das machen.“ Nur auf dieser Basis könne entschieden werden, wie der Westen den Menschen in Libyen helfen kann.
Während auch das britische Außenministerium die Festsetzung der Soldaten nicht kommentierte, berichtete die BBC von Augenzeugen, die die Festnahme mehrerer Ausländer beobachtet hätten. Auch eine Menschenrechtsorganisation habe bestätigt, dass ein Team ausländischer Elitesoldaten gefangen genommen worden sei - allerdings ohne deren Nationalität zu nennen.