Charité-Ärzte fordern Timoschenkos Ausreise
Berlin (dpa) - Der Berliner Charité-Chef Karl Max Einhäupl hat die Ukraine aufgefordert, die inhaftierte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ausreisen zu lassen.
„Ich appelliere an den ukrainischen Präsidenten: Seien Sie ein den humanitären Werten verpflichteter Präsident und lassen Sie Frau Timoschenko ausreisen“, sagte Einhäupl am Freitag in Berlin. Eine Behandlung außerhalb der Ukraine sei der erfolgversprechendste Therapieansatz. Die 51-Jährige leidet seinen Angaben zufolge an einem Bandscheibenvorfall und habe inzwischen chronische Schmerzen.
Die Charité-Ärzte seien gebeten worden, Timoschenko in der Ukraine zu behandeln. Diese Möglichkeit werde intensiv geprüft. „Doch ich habe erhebliche Zweifel, ob so das medizinische Problem gelöst werden kann“, betonte Einhäupl. Er kündigte einen weiteren Besuch bei Timoschenko in den nächsten sieben Tagen an. Der Hungerstreik habe ihren gesundheitlichen Zustand verschlechtert.
Er sei „von hoher politischer Seite“ gebeten worden, darauf zu achten, dass bei Timoschenko keine lebensbedrohliche Situation eintrete, sagte Einhäupl. So schätze er ihren Zustand derzeit noch nicht ein, wolle sich aber vor Ort vergewissern.
Der Neurologe schloss kategorisch aus, dass Timoschenko simuliere. Kernspin-Aufnahmen belegten den Bandscheibenvorfall an der Wurzel zwischen dem 4. und 5. Wirbelkörper. Das größte Problem einer Behandlung vor Ort sei, dass Timoschenko den ukrainischen Ärzten zutiefst misstraue, sagte Einhäupl. Man habe ihr die Schmerzen lange nicht geglaubt und sie nicht angemessen behandelt.
Timoschenko weigert sich nach Angaben Einhäupls, Injektionen von ukrainischen Ärzten zu bekommen oder sich Blut abnehmen zu lassen. Sie begründete das mit der Hepatitisinfektion des Ex-Innenministers, die er sich im Gefängnis zugezogen habe.
Timoschenko habe auch selbst darum gebeten, in der Ukraine von Charité-Ärzten behandelt zu werden. Ihre Behandlung erfordere aber einen sehr komplexen Ansatz mit einem Team aus sechs bis sieben Fachärzten und dauere Monate, sagte Einhäupl. Die Charité könne nicht so viele Ärzte über Wochen entsenden.