Charité-Gutachten: Timoschenko fürchtet ukrainische Ärzte

Berlin (dpa) - Die schwer kranke Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko befürchtet bei einer Behandlung in der Ukraine weitere Gesundheitsschäden.

„Frau Timoschenko äußerte die Sorge, man könne ihr durch Injektionen Schaden zufügen, weshalb sie sich weder Blut abnehmen lasse noch für jegliche invasive Maßnahmen ihre Zustimmung gebe“, heißt es in einem Gutachten, das führende Ärzte des Berliner Universitätsklinikums Charité nach Besuchen bei Timoschenko anfertigten und das der dpa in Auszügen vorliegt. Die chronische Schmerzpatientin hege tiefes Misstrauen gegen die ukrainischen Ärzte, schrieben Charité-Chef Prof. Karl Max Einhäupl und der Cheforthopäde Prof. Norbert Haas.

Als Beispiel führte Timoschenko demnach die Hepatitisinfektion ihres ebenfalls inhaftierten früheren Innenministers an, die er zuvor nicht gehabt habe. Als weiteren Grund für das fehlende Vertrauen nannte sie, dass in der akuten Phase ihres Bandscheibenvorfalls lange keinerlei Diagnose erfolgt sei, obwohl sie darum 'gefleht' habe. Stattdessen hätten die Ärzte sie für verhandlungs- und vernehmungsfähig erklärt, gab Timoschenko an. „Auch habe man die Verabreichung von Schmerzmitteln von Konditionen (Vernehmungsbereitschaft) abhängig gemacht“, heißt es. Ein Rollator zur Schmerzminderung sei ihr trotz vielfacher Anfragen verweigert worden, eine von der Familie beschaffte Gehhilfe habe sie nicht benutzen dürfen, sagte Timoschenko den Berliner Ärzten.

„Auch wenn es aus Sicht der deutschen Experten keinen Grund gibt, an der ärztlich ethischen Verfasstheit der ukrainischen Ärzte im Eisenbahnerkrankenhaus (...) zu zweifeln, ist das aus den von Frau Timoschenko gemachten Erfahrungen entstandene Misstrauen ein nahezu unüberwindbares Hindernis für ein vertrauensvolles Arzt-Patient-Verhältnis“, schließen die Charité-Ärzte.