Christian Wulff - Paukenschlag nach einem Horrorjahr
Hannover (dpa) - Schlechter konnte es für Christian Wulff kaum laufen: Job verloren, Justiz ermittelt und nun ist auch noch die Frau weg. Dass es dem 53-jährigen früheren Bundespräsidenten zuletzt nicht gut ging, konnte man sehen - wenn man ihn denn öffentlich sah.
Abgemagert war er, wirkte abgehärmt. Nun ist er ausgezogen, ausgerechnet aus dem Eigenheim, mit dessen Finanzierung die Affäre Wulff begann.
Nach dem Wirbel um die biografische Abrechnung seiner Frau „Jenseits des Protokolls“ war es in den letzten Monaten ruhig geworden um Christian Wulff. Immer noch wartet er auf das Ende der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen ihn. Im November hielt Wulff in Heidelberg seine erste öffentliche Rede seit dem Rücktritt, er redete über sein Lieblingsthema Integration. Im Sommer hatte sein Anblick bei einer Gedenkfeier in Berlin viele geschockt: Grau war er geworden, wirkte um Jahre gealtert.
Schon damals war der Ex-Präsident alleine unterwegs - und seine Frau reiste solo in ihrem neuen Job für den Prothesenhersteller Otto Bock zu den Paralympics nach London. Und schon da kommentierte der Ex-Präsident Gerüchte über Eheprobleme ungefragt mit dem genervten Hinweis, sobald seine Frau sich mit irgendeinem Mann im Café treffe, werde über eine Trennung spekuliert.
2010 hatten die beiden sich noch lieb: Damals war Wulff mit 51 Jahren der jüngste Bundespräsident gewesen, der je ins Amt kam. Mit seiner schicken Frau und seiner Patchwork-Familie brachte er frischen Wind ins Schloss Bellevue. Nach 19 Monaten gab er auf, weil die Justiz ein Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsannahme gegen ihn einleitete.
Doch Rückschläge ist Wulff gewohnt. Schon seine Wahl zum Bundespräsidenten war eine Zitterpartie in drei Durchgängen. Zuvor war er sieben Jahre Ministerpräsident in Niedersachsen - allerdings wurde er auch dort erst nach zwei missglückten Anläufen gewählt.