Chronik der Unruhen in Ägypten

Berlin (dpa) - Die Lage in Ägypten verschärft sich seit Mitte Januar stetig.

17. Januar: Vor dem Parlament in Kairo versucht ein Ägypter, sich selbst zu verbrennen. Er wird schwer verletzt. In Alexandria tötet sich ein Arbeitsloser durch Selbstverbrennung.

25. Januar: Landesweit demonstrieren Zehntausende. Mindestens vier Menschen werden getötet, hunderte verletzt.

26. Januar: Wieder versammeln sich hunderte Oppositionelle. Die Staatsmacht geht hart gegen sie vor, mindestens zwei weitere Menschen sterben. Die Regierungen in Washington und Berlin mahnen Mubarak zu Besonnenheit. Ägyptens Behörden blockieren den Zugang zum Twitter und Facebook. Inzwischen wurden rund 500 Demonstranten festgenommen.

27. Januar: Die Proteste lösen einen Kurseinbruch an der Börse in Kairo aus, der Handel wird vorübergehend ausgesetzt. Friedensnobelpreisträger El Baradei trifft in Kairo ein, um sich an die Spitze der Demonstranten zu stellen.

28. Januar: Die Regierung kappt das Internet und die meisten Mobiltelefon-Verbindungen. Mehr als 100 000 Demonstranten fordern nun die Staatsmacht heraus. El Baradei wird unter Hausarrest gestellt. Am Abend rückt das Militär in die Städte ein, Mubarak verhängt eine nächtliche Ausgangssperre. In einer Fernsehansprache kündigt er die Bildung einer neuen Regierung an.

29. Januar: Zehntausende gehen auf die Straße. Mubarak bildet eine neue Führungsriege, in der Geheimdienst und Militär dominieren. Geheimdienstchef Omar Suleiman wird Mubaraks Stellvertreter.

30. Januar: Inzwischen sind bei den Unruhen mindestens 150 Menschen gestorben, Plünderer, Brandstifter und Räuber terrorisieren die Bevölkerung. Die Armee rückt unter anderem in Teile des Badeortes Scharm el Scheich ein. Die ägyptischen Muslimbrüder fordern Mubaraks Rücktritt und rufen die Opposition zur Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit auf. El Baradei schließt sich trotz Hausarrestes den Demonstranten an.

31. Januar: Mubarak fordert den neu ernannten Ministerpräsidenten Ahmad Schafik auf, weitgehende Reformen einzuleiten. Die Bundesregierung verschärft die Reisehinweise, Sonderflugzeuge bringen hunderte Deutsche nach Frankfurt zurück. US-Präsident Barack Obama ruft zu einem friedlichen „Übergang“ in Ägypten auf.

01. Februar: Mit einem Aufruf zum „Marsch der Millionen“ steuert der Machtkampf einem neuen Höhepunkt zu. Zu dem Großprotest auf dem Tahrir-Platz kommen bis zu zwei Millionen Menschen. Am Abend kündigt Mubarak den Verzicht auf eine weitere Amtszeit und damit seinen Abgang für September an. Gegen Mitternacht kommt es zu Straßenschlachten. Die UN gehen inzwischen von 300 Toten und 3000 Verletzten aus. Das Auswärtige Amt rät von Reisen nach ganz Ägypten ab.

02. Februar: Die Proteste gegen das Regime gehen weiter. US-Präsident Obama fordert Mubarak in einem Telefonat auf, den geordneten Übergang seines Landes zur Demokratie nicht zu verzögern. Am Abend kommt es im Zentrum von Kairo zu Straßenschlachten, teils mit Kamelen berittene Anhängern Mubaraks schlagen auf Demonstranten ein. Offizielle Bilanz: Mindestens drei Tote und 1500 Verletzte. Auch ausländische Journalisten werden attackiert. El Baradei fordert ein Eingreifen der Armee.

03. Februar: In den frühen Morgenstunden des Donnerstag spitzt sich die Lage auf dem Tahrir-Platz dramatisch zu. Demonstranten werfen Molotow-Cocktails und Steine, es sind Maschinengewehr-Salven zu hören und Autos brennen. Mehrere Menschen kommen ums Leben.