Chronologie: Die Vorgeschichte des Abhörskandals
Berlin/London (dpa) - Der Abhör- und Bestechungsskandal um das Boulevardblatt „News of the World“ hat die enge Verflechtung zwischen der britischen Politik und den Medien des Unternehmers Rupert Murdoch offengelegt.
Eine Chronologie:
August 2006: „News-of-the-World“-Reporter Clive Goodman und Privatdetektiv Glenn Mulcaire werden verhaftet. Sie sollen die Mobiltelefone von Bediensteten des Königshauses abgehört haben.
Januar 2007: Goodman und Mulcaire werden zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Chefredakteur Andy Coulson übernimmt Verantwortung und tritt zurück. Er bestreitet, von Bespitzelungen gewusst zu haben.
Mai 2007: Der konservative Oppositionsführer David Cameron beruft Coulson zu seinem Berater.
Juli 2009: Der „Guardian“ berichtet über weitere angebliche Abhöraktionen der „News of the World“. Die Herausgeber sollen teure Entschädigungen an prominente Opfer gezahlt haben.
Mai 2010: Die Konservativen gewinnen die Wahlen, Coulson wird Kommunikationschef des neuen Premierministers Cameron.
September 2010: Coulson wird in Medienberichten vorgeworfen, von den Abhöraktionen gewusst und diese zum Teil angeregt zu haben.
Januar 2011: Coulson tritt wegen neuer Vorwürfe zu Abhöraktionen während seiner Zeit an der Spitze von „News of the World“ als Kommunikationschef der Regierung zurück.
April 2011: Der frühere Nachrichtenchef Ian Edmondson und „News of the World“-Chefreporter Neville Thurlbeck werden verhaftet, ein weiterer Reporter wird zu angeblich illegal abgehörten Nachrichten befragt. „News of the World“ druckt eine Entschuldigung.
4. Juli 2011: Es wird berichtet, dass die Mailbox von Milly Dowler, einer 2002 ermordeten 13-Jährigen, nach ihrem Verschwinden von Reportern abgehört wurde. Die Journalisten sollen sogar Nachrichten gelöscht und Hoffnungen geweckt haben, dass sie noch am Leben sei.
6. Juli 2011: Es wird bekannt, dass auch Angehörige von im Irak und in Afghanistan gefallenen britischen Soldaten bespitzelt worden sein sollen. Cameron setzt sich für eine öffentliche Untersuchung ein. Der Besitzer Rupert Murdoch spricht von „verachtenswerten“ Anschuldigungen und hält an Verlagsmanagerin Rebekah Brooks fest.
7. Juli 2011: Überraschende Kehrtwende: Der Murdoch-Konzern gibt bekannt, dass „News of the World“ eingestellt wird
8. Juli 2011: Coulson wird festgenommen und kommt auf Kaution frei. Der frühere Königshaus-Reporter Clive Goodman wird festgenommen. Cameron kündigt einen Umbau der Presseaufsicht an.
10. Juli 2011: Die letzte Ausgabe der „News of the World“ erscheint.
13. Juli 2011: Murdochs Medienkonzern News Corp zieht sein Gebot für die britische Senderkette BSkyB zurück.
15. Juli 2011: Brooks gibt ihren Posten als Vorstandschefin der Verlagsgesellschaft News International auf. Murdoch trifft sich mit den Angehörigen der ermordeten Milly Dowler und entschuldigt sich. Les Hinton, Chef der Tochterfirma Dow Jones, tritt zurück.
16. Juli 2011: In Anzeigen in britischen Zeitungen entschuldigt sich Murdoch für den Abhörskandal bei „News of the World“.
17. Juli 2011: Ex-Verlagsmanagerin Brooks wird festgenommen. Der Londoner Polizeichef Sir Paul Stephenson tritt zurück.
18. Juli 2011: Stephensons Stellvertreter John Yates gibt seinen Rücktritt bekannt. Yates hatte 2009 entschieden, im Abhörskandal die Ermittlungen nicht wieder aufzunehmen.
19. Juli 2011: Rupert Murdoch, sein Sohn James, Ex-Verlagsleiterin Brooks und der ehemalige Londoner Polizeichef Stephenson erscheinen vor einem parlamentarischen Untersuchungskomitee. Murdoch entschuldigt sich. Persönliche Verantwortung übernehmen er und sein Sohn aber nicht. Die fraglichen Entscheidungen seien nicht vom Top-Management getroffen worden. Ein Angreifer versucht in der Sitzung, Murdoch zu attackieren, kann aber zurückgedrängt werden.