Chronologie: Mursi ein Jahr an der Macht
Berlin (dpa) - Präsident Mohammed Mursi wurde im Juni 2012 als erster Präsident Ägyptens nach dem Sturz von Husni Mubarak vereidigt. Es folgte ein Jahr von Krisen und Gewalt:
24. Juni 2012: Die Wahlkommission erklärt Mursi von der Muslimbruderschaft nach einer Stichwahl zum Sieger über den früheren Minister Ahmed Schafik. Am 30. Juni legt Mursi seinen Amtseid ab.
12. August: Mursi setzt Verfassungszusätze außer Kraft, mit denen seine Macht zugunsten des Militärs eingeschränkt war. Juristen kritisieren, er habe damit seine Kompetenzen überschritten.
22. November: Dem Verfassungsgericht spricht Mursi die Kompetenz ab, über die Rechtmäßigkeit des von Islamisten dominierten Verfassungskomitees zu entscheiden und seine Entscheidungen rückgängig zu machen.
23./24. November: Nach Mursis Verfassungserklärung wächst die Empörung unter seinen politischen Gegnern.
29. November: Im Eilverfahren peitscht das Verfassungskomitee seinen Entwurf einer neuen Verfassung durch. Frauenrechtler, Christen und liberale Ägypter kritisieren den Verfassungstext. Die Massenproteste halten an.
8. Dezember: Im Konflikt mit der Opposition gibt Mursi nach und annulliert seine Sondervollmachten.
15. Dezember: In zehn Provinzen beginnt die erste Abstimmungsrunde über den Verfassungsentwurf. Die Opposition wirft den Islamisten Manipulation vor. Am 22. Dezember beginnt die zweite Runde.
25. Dezember: Laut Wahlkommission stimmten 63,8 Prozent für die Verfassung.
25. Januar 2013: Am zweiten Jahrestag der „Revolution des 25. Januar“ protestieren landesweit mindestens 500 000 Ägypter gegen Mursi.
26. Januar: In Kairo werden 21 Menschen wegen ihrer Beteiligung an Fußballkrawallen mit 74 Todesopfern in Port Said im Februar 2012 zum Tode verurteilt. Nach dem Urteil eskaliert in Port Said die Gewalt. Es gibt Dutzende Tote und Hunderte Verletzte.
27./28. Januar: Mursi verhängt den Ausnahmezustand über Port Said, Suez und Ismailia am Suez-Kanal. Trotzdem gehen die Proteste weiter.
29. Januar: Ägyptens Verteidigungsminister warnt, die nationale Sicherheit sei bedroht.
11. Februar: Am zweiten Jahrestag des Mubarak-Rücktritt gehen mehr als zehntausend Ägypter auf die Straße. In mehreren Städten kommt es in den folgenden Wochen immer wieder zu gewalttätigen Protesten.
8. März: Die Wahlkommission beschließt eine Verschiebung der für April geplanten Parlamentswahl. Wenige Tage später legt Mursi Einspruch dagegen ein. Oppositionsgruppen hatten zum Wahlboykott aufgerufen.
2. Juni: Das oberste Verfassungsgericht spricht dem von Muslimbrüdern und Salafisten dominierten Oberhaus des Parlaments die Legitimität ab. Auch die von Mursi durchgeboxte Verfassung sei unter nicht gesetzeskonformen Umständen zustande gekommen, heißt es.
7. Juni: Mursi weist Rücktrittsforderungen zurück: „Das Gerede über vorgezogene Präsidentenwahlen ist absurd und illegal“.
17. Juni: Mursi macht sieben Muslimbrüder und ein Mitglied der ehemaligen Terrorgruppe Gamaa Islamija zu Provinzgouverneuren. Liberale Ägypter reagieren entsetzt. Das Gamaa-Islamija-Mitglied tritt später unter dem Druck der Straße zurück.
28. Juni: Tausende Ägypter gehen im Vorfeld neuer Großdemonstrationen auf die Straße, um den Rücktritt von Mursi zu fordern. Bei Zusammenstößen sterben mindestens drei Menschen, darunter ein US-Bürger. Mehr als 100 Menschen werden verletzt.