Chronologie: Wochenlanger Machtkampf in der FDP

Berlin (dpa) - Die FDP-Krise mit bitteren Niederlagen bei mehreren Landtagswahlen stürzte die Liberalen in einen wochenlangen Machtkampf. Das Erneuerer-Trio Philipp Rösler, Christian Lindner und Daniel Bahr rang - getragen vom Unmut der Parteibasis und vieler Abgeordneter - um eine personelle Neuaufstellung.

Ein Überblick:

03. April: Guido Westerwelle gibt nach zehn Jahren als FDP-Chef auf. Er kündigt seinen Rückzug vom Parteivorsitz an, will aber Außenminister bleiben.

04. April: Rainer Brüderle wird von einigen Landesverbänden aufgefordert, als Wirtschaftsminister und Parteivize zurückzutreten. Er hatte vor der Baden-Württemberg-Wahl einen Zusammenhang zwischen dem Atomausstieg und der Abstimmung hergestellt und wird für die Wahlpleite mit verantwortlich gemacht. Doch Brüderle weicht nicht.

05. April: Gesundheitsminister Philipp Rösler kündigt seine Kandidatur für die Nachfolge Westerwelles als FDP-Chef und Vizekanzler an.

07. April: Rösler will noch vor dem Rostocker Parteitag Mitte Mai einen Personalvorschlag für das FDP-Präsidium vorlegen. Dem neuen Spitzenteam sollen vor allem jüngere Führungskräfte angehören

09. April: Mehrere Delegierte fordern auf dem Landesparteitag der Bayern-FDP den Rücktritt von Brüderle und Fraktionschefin Birgit Homburger.

15. April: Der nordrhein-westfälische FDP-Chef Daniel Bahr will sich beim Bundesparteitag um einen der drei Vizevorsitzenden-Posten bewerben.

02. Mai: Auf einer Präsidiumstagung kündigen auch Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Hessens FDP-Vorsitzender Jörg-Uwe Hahn ihre Bewerbung für die Stellvertreterposten an. Brüderle und Sachsens FDP-Chef Holger Zastrow sind ebenfalls interessiert. Homburger will nicht fürs Präsidium kandidieren.

04. Mai: Westerwelle zieht sich auch aus dem Koalitionsausschuss der schwarz-gelben Regierung zurück.

07. Mai: Auf einem Landesparteitag in Baden-Württemberg kann Homburger erst im zweiten Wahlgang ihren Landesvorsitz verteidigen. Sie gerät damit in der Bundestagsfraktion noch stärker unter Druck.

08. Mai: Rösler und Homburger einigen sich darauf, schon am Dienstag (10.5.) und nicht erst im Herbst den Fraktionsvorstand neu zu wählen.

09. Mai: Brüderle soll an die Fraktionsspitze wechseln und damit sein Ministerium für Rösler frei machen - er will aber nur, wenn Homburger nicht wieder für den Fraktionsvorsitz kandidiert.

10. Mai: Homburger verzichtet auf eine weitere Amtszeit als Fraktionschefin. Brüderle übernimmt diesen Posten. Rösler kann an die Spitze des Wirtschaftsministeriums wechseln. Gesundheitsminister wird sein bisheriger Staatssekretär Bahr. Leutheusser, Homburger und Zastrow sollen zu Vize-Parteivorsitzenden gewählt werden.

12. Mai: Das Bundeskabinett wird entsprechend umgebildet, Bundespräsident Christian Wulff händigt die Entlassungs- und Ernennungsurkunden aus.

13. Mai: Der FDP-Bundesparteitag in Rostock wählt Rösler mit 95,1 Prozent der Stimmen zum Parteivorsitzenden.