Das Wetter: Deutschlands beliebtestes Smalltalk-Thema
Berlin (dpa) - Fußball, Bier, Autos, Politik, „Tatort“? Weit gefehlt! Kein Thema bewegt die Republik so wie das Wetter.
Diese Woche war die Wetter-Panne bei der „Tagesschau“ Gesprächsstoff. Ein technisches Problem in Deutschlands meistgeschauter Nachrichtensendung entließ Millionen Menschen am Sonntagabend ohne die traditionelle Vorhersage. Wichtig wird das Wetter auch zum langen Wochenende, das das heißeste Pfingsten seit 50 Jahren werden könnte. Warme Luft aus dem Süden treibt die Temperaturen voraussichtlich auf Werte von mehr als 30 Grad.
Welches Verhältnis haben Deutsche zum Wetter?
„Alle reden vom Wetter. Wir nicht“ - diese Bahn-Werbung aus den späten 60er Jahren ist einer der berühmtesten Reklamesprüche der deutschen Geschichte. Er wird gern gehässig zitiert, wenn die Deutsche Bahn mal wieder Probleme mit Eis und Schnee im Winter oder aber kaputten Klimaanlagen im Sommer hat. Alle reden vom Wetter ist nämlich eine gefühlt ewige Wahrheit.
Welcher Sommer ist den Deutschen besonders in Erinnerung?
2014 ist wieder ein WM-Jahr (Start in Brasilien am 12. Juni). Die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland ist bereits acht Jahre her. „Die Welt zu Gast bei Freunden“ lautete der Slogan damals. Die WM 2006 ging als „Sommermärchen“ in die Geschichte ein („Deutschland. Ein Sommermärchen“ nannte Sönke Wortmann auch seine Nationalmannschafts-Doku). Deutschland hatte bestes Wetter und zeigte sich vier Wochen lang unbeschwert. Die Fans trugen lässig Schwarz-Rot-Gold und feierten eine bunte Party mit der ganzen Welt.
Was gilt eigentlich als ideales Wetter?
In sozialen Netzwerken kursiert ein Bild „Deutschland und das Wetter“, das eine Temperaturskala zeigt - und die klischeemäßige Meckerei hierzulande. Minustemperaturen und bis zu 9 Grad plus: „viel zu kalt“. 10 bis 15 Grad: „zu kalt“. 16 bis 19 Grad: „nichts Halbes und nichts Ganzes“. 20 bis 25 Grad: „fast okay, aber zu kalt fürs Freibad“. Ab 27 Grad: „zu heiß“. Und ab 30 Grad: „Hitzewelle, nicht zum Aushalten“. Bleibt nur eine Temperatur als „angenehm“: 26 Grad.
Was hat es mit dem Wetter in Zeiten des Internet auf sich?
Viele laden sich gleich mehrere Wetter-Apps aufs Smartphone und erfreuen sich an der technischen Spielerei, jederzeit nachgucken zu können, wie warm es gerade auf Mallorca, in New York oder in Tel Aviv ist. Oder einfach nur besserwissen zu können, ob nun gerade in Aachen oder Dresden oder auf Sylt die höhere Temperatur herrscht.
Was ist das Besondere am Fernsehwetterbericht?
Dröges Deutsch und komplizierte Azorenhochs und Atlantiktiefs waren früher. Heute ist das Fernseh-Wetter auch Unterhaltung. Der EinsPlus-Satiriker Philipp Walulis macht sich in einem Spot darüber lustig („Das Wetter wird ihnen präsentiert von Wind. Wind - Deutschlands führendes Smalltalk-Thema“). Er mokiert sich über die Grafiken („Statistiker Porn“), die Wetterkarte mit gelben Punkten für die Sonne, tröpfelnden Wölkchen und verwirrenden Windsymbolen. Außerdem seien die Macher oft stolz, auch in Käffern mit mehr Kühen als Einwohnern Temperaturen zu messen. Und in der Nacht werde es „dunkel, sehr dunkel. Finster.“