Porträt Der ewige Playboy: Mit Hugh Hefners Tod endet eine Ära
Los Angeles (dpa) - Sein letztes Jawort gab er mit 86 Jahren. Die Braut von „Mister Playboy“ war sechs Jahrzehnte jünger. Drei Ehen, vier Kinder und nach eigenen Angaben über tausend Liebschaften: Hugh Hefner, Gründer des Männermagazins „Playboy“, war der Lebemann schlechthin.
Mit dem Tod des Verlegers, Journalisten und Unternehmers geht eine Ära zu Ende. Er starb am Mittwoch „friedlich und unter natürlichen Umständen“ in der „Playboy Mansion“ im Kreis geliebter Menschen, wie der „Playboy“ mitteilte. „Hef“ wurde 91 Jahre alt.
Als Hefner 1953 seine erste „Playboy“-Ausgabe in die Schreibmaschine tippte, ahnte er noch nicht, dass die Mischung aus Nacktaufnahmen, Artikeln, Interviews, deftigen Herrenwitzen und Tipps für den Umgang mit dem anderen Geschlecht so durch die Decke gehen würde. Ihm selbst ging es auch darum, dem puritanischen Teil Amerikas eine Antwort zu liefern. Seine „Rosenknospe“, gestand er im Gespräch mit der „New York Times“ im Jahr 1992, seien die Puritaner gewesen.
Keine Geringere als Marilyn Monroe zierte das erste Titelbild, später ließen Ikonen wie Jayne Mansfield, Ursula Andress, Kim Basinger, Sharon Stone, Nancy Sinatra, Katarina Witt und Madonna für das Hochglanzmagazin mit der Ausklappseite die Hüllen fallen. So manch prüdem Amerikaner blieb der Atem weg, doch „Hef“ - selbst wenn er als Sexist kritisiert wurde - hatte verlegerisch ins Schwarze getroffen.
Während das Magazin voller nackter Girls seinen Siegeszug durch die USA und ab 1972 auch durch Deutschland antrat, war Hefner deutlich mehr als nur ein Womanizer im Morgenmantel mit Schlafzimmerblick. Das lüsterne Grinsen tauschte er gegen eine ernste Miene, wenn er Kritikern in Talkshows seine Ansichten über sexuelle Freizügigkeit oder die Rechte von Schwulen und Lesben darlegte. Seine Vision: „Bibliothekarinnen, Anwälte und sogar deine eigene Sekretärin werden den „Playboy“ als Werkzeug nutzen, sich selbst neu zu erfinden.“
Dabei wird gern übersehen, dass Hefner sich in den 60er Jahren etwa für die Gleichbehandlung von Schwarzen und Weißen einsetzte. Er ließ afroamerikanische Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald, Sammy Davis Jr., Dizzy Gillespie und Dick Gregory in seinen TV-Shows und in den „Playboy“-Clubs auftreten. Schwarze Paare mischten sich - wenn auch in begrenzter Zahl - unter die weißen „Bunnies“ in einer Zeit, als so ein Nebeneinander eher selten war. Mit Model Jennifer Jackson wurde in einer Ausgabe von 1965 erstmals eine Afroamerikanerin zum „Playmate“ gekürt.
Hefners Geschichte fing mit einem gebrochenen Herzen an. Betty Conklin hieß die kecke Brünette, in die sich der 16-Jährige nach eigener Aussage gnadenlos verschossen hatte. Wunderschön sei sie gewesen, habe an einer Soda-Bar gearbeitet und mit dem Teenager sogar den Jitterbug tanzen gelernt. Doch dann entschied sich Betty für einen anderen - und lehrte den aus puritanischen Verhältnissen stammenden Hugh, sich als „Hef“ neu zu erfinden.
„Ich änderte meine gesamte Garderobe“, erinnerte sich der studierte Psychologe im Jahr 2003 an die Zeit nach der bitteren Abfuhr seiner Jugendliebe. „Ich fing an, gelbe Kordeln und Sattelschuhe zu tragen - coolere Kleidung.“ In den Comics, die er schon für die Schülerzeitung seiner Highschool gezeichnet hatte, griff Hefner seinem Leben voraus: Er schuf eine eigene Welt, in der er selbst im Mittelpunkt stand. „Der hippste, beliebteste Junge in der Schule“, wie er in einem Rückblick des TV-Senders CBS beschrieb.
Erst in den letzten Jahren war es um den legendären Lebemann ruhiger geworden. Seine für ausgelassene Partys bekannte „Playboy Mansion“ hatte Hefner 2016 für 100 Millionen Dollar an einen Nachbarn verkauft. Sein langjähriges Luxusdomizil gab er damit aber nicht auf, er handelte ein lebenslanges Wohnrecht aus.
Das Unternehmen mit dem Hasen-Logo versuchte unterdessen, sich aus der Schmuddelecke zu einer Marke für eleganten Lifestyle zu verwandeln. Die Firma ging Kooperationen mit Modelabels wie Dolce & Gabbana ein und brachte eine jugendfreie App für Smartphones von Apple und Google heraus. Im Januar verkündete das Unternehmen, in New York mehr als 30 Jahre nach seiner Schließung wieder einen Playboy Club mit „sexy und anspruchsvoller Ästhetik“ zu öffnen, in dem Frauen in knappen „Häschen“-Kostümen Getränke servieren. Der Entschluss von 2015, nackte Frauen aus dem Heft zu verbannen, wurde allerdings bald wieder rückgängig gemacht.
Ob die „Bunnies“ ohne ihren Ziehvater weiterleben können, ist offen. Die Auflage des „Playboy“ sank von einst sieben Millionen Stück in den 70ern auf 800 000 Stück im Jahr 2015. Die Zukunft der Marke liegt in den Händen von Sohn Cooper Hefner und dem Vorsitzenden von Playboy-Enterprises, Scott Flanders. Der gestand ein, dass die Welt der Pornografie im Internet das Heft herausgefordert habe. „Man ist jetzt einen Klick entfernt von jedem nur denkbaren sexuellen Akt für umsonst“, sagte Flanders. Der „Playboy“ sei da einfach „passé“.