Deutsche Banken bestehen Stresstest
Frankfurt/Main (dpa) - Der jüngste Stresstest belegt: Deutschlands Banken fallen auch in Krisenzeiten nicht um. „Die deutschen Banken haben sich robust und widerstandsfähig gezeigt“, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger am Freitagabend in Frankfurt.
Sie betonte wie Bafin-Bankenaufseher Raimund Röseler, dies gelte auch für die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
Im Schnitt kamen die deutschen Teilnehmer des Tests im härtesten Krisenszenario - Einbruch von Wirtschaft und Aktienmärkten, höhere Zinsen für frisches Geld - auf eine harte Kernkapitalquote von 7,5 Prozent. Die europäische Bankenaufsicht EBA hatte mindestens 5,0 Prozent gefordert. Am besten schnitt die Landesbank Berlin mit 10,4 Prozent ab.
Den schlechtesten Wert erzielte die HSH Nordbank mit 5,5 Prozent. Auch die NordLB bestand mit 5,6 Prozent nur knapp. NordLB-Chef Gunter Dunkel reagierte erleichtert. Seine Bank galt als Wackelkandidat bei der Untersuchung, vor der das Land Niedersachsen als Eigner vorsichtshalber Kapital aufgestockt hatte. HSH-Vorstandschef Paul Lerbinger kritisierte den Test heftig, weil er unter anderem vertragliche Verpflichtungen gegenüber den Anteilseignern nicht berücksichtigte.
Der Branchenprimus Deutsche Bank kam im härtesten Krisenszenario auf eine Kernkapitalquote von 6,5 Prozent. Der Dax-Konzern würde nach Berechnungen der Aufseher selbst in den für das Jahr 2012 unterstellten Krisenszenarien noch einen Milliardengewinn erzielen. Dagegen würde die vom Staat gestützte Commerzbank ins Minus rutschen.
Kritiker zweifeln aber, dass der Test sein eigentliches Ziel, für Ruhe an den Märkten zu sorgen, erreichen wird. Lautenschläger sagte dazu: „Ich gehe davon aus, dass die Zahlen und die Transparenz für Ruhe sorgen werden. Jeder kann jetzt sehen wie die Institute dastehen bei einem schweren Schock.“ In Europa fielen acht Geldhäuser durch - fünf spanische, zwei griechische und eine österreichische Bank.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wertete die Resultate des Stresstests als Beleg für die Krisenfestigkeit der Branche. Für Deutschland seien „keine weiteren Anpassungen erforderlich“.
Die Ergebnisse der Helaba wurden von den Aufsehern nicht veröffentlicht, weil es kurz zuvor zum offenen Streit zwischen dem Frankfurter Institut und der europäischen Bankenaufsicht EBA über die Anerkennung bestimmter Kapitalpositionen gekommen war. Damit hätte die Helaba nach den EBA-Kriterien zu wenig Puffer für Krisenzeiten gehabt und wäre als einzige der ursprünglich 13 getesteten deutschen Banken durchgefallen. Die Helaba veröffentlichte ihre Ergebnisse jedoch selbst.
Im Fall der Helaba wollte die EBA überraschend Stille Einlagen doch nicht als hartes Kernkapital anerkennen, obwohl die Helaba-Eigentümer versichert hatten, dass dieses Geld für Krisenzeiten zur Verfügung steht. Die Helaba protestierte und veröffentlichte ihre Daten kurzerhand selbst. Über dieses Vorgehen der Bank sei die Aufsicht „nicht glücklich“, sagte Bafin-Bankenaufseher Röseler.
Bereits am Mittwoch erklärte das Frankfurter Institut, es verfüge über ausreichend Kapital: Die harte Kernkapitalquote liege im schärfsten Krisenszenario Ende 2012 mit 6,8 Prozent klar über dem geforderten Mindestwert von 5,0 Prozent. Nach den verschärften EBA-Kriterien würde die Helaba nur einen Wert von 3,9 Prozent erreichen.
Das Negativszenario für die - inklusive der Helaba - ursprünglich 91 Banken aus 21 europäischen Ländern ging von einer Rezession und der Verschärfung der Schuldenkrise aus: Die Wirtschaft im Euro-Raum schrumpft, Aktien brechen um 15 Prozent ein, die Immobilienmärkte liegen darnieder und die Banken müssen mehr Zinsen zahlen, um sich frisches Geld zu leihen.
Hartes Kernkapital ist ein Puffer für Krisenzeiten. Dazu zählen nach den neuen Eigenkapitalregeln („Basel III“), die der Stresstest vorwegnahm, Aktien und Gewinnrücklagen. Stille Einlagen müssen bei etwaigen Verlusten voll herangezogen werden, um als hartes Kapital anerkannt zu werden.
Beim zweiten großen Bankenstresstest nach 2010 nahmen die Aufseher in Deutschland außer den genannten folgende Institute unter die Lupe: Hypo Real Estate (HRE), die genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ und WGZ, den Sparkassen-Fondsdienstleister Dekabank sowie die Landesbanken BayernLB, LBBW und WestLB.