Hintergrund Die italienische Bankenkrise
Mailand/Frankfurt (dpa) - Italiens angeschlagene Banken erwarten das Verfassungsreferendum am Sonntag mit besonderer Spannung. Je nach Ausgang könnten auch entscheidende Sanierungsschritte bei den Instituten ins Wanken geraten.
Es könnte sich nun bitter rächen, dass die Geldhäuser ihre Probleme auf die lange Bank geschoben haben. Neben der schwachen Rentabilität der Branche gelten besonders die faulen Kredite als bedrohlich. Der Internationale Währungsfonds IWF schätzt das Gesamtvolumen in den Bankbilanzen auf 360 Milliarden Euro. Das entspricht rund 18 Prozent der ausgereichten Darlehen. Grund ist die lange wirtschaftliche Talfahrt des Landes. Viele Beobachter erwarten, dass am Ende wieder der Steuerzahler einspringen muss. Eine Übersicht über die Lage der größten Banken des Landes:
- Unicredit: Der Mutterkonzern der Hypovereinsbank hat allein faule Kredite von fast 77 Milliarden Euro angehäuft. Das heißt, bei knapp 15 Prozent ist die Rückzahlung gestört. Um Verluste bei einer Bereinigung abzupuffern, braucht Unicredit frisches Geld. So plant das Institut neben weiteren Verkäufen von Beteiligungen Anfang 2017 eine Kapitalerhöhung von bis zu 13 Milliarden Euro. Das ist schon unter normalen Voraussetzungen schwierig, da die Bank derzeit an der Börse nur knapp 13 Milliarden wert ist. Weitere politische Unsicherheit wird es noch schwerer machen, genügend private Investoren zu finden.
- Monte dei Paschi di Siena: Die älteste Bank der Welt ist das größte Sorgenkind der Branche. Bei gut 40 Prozent ihrer gesamten ausgereichten Kredite ist die Rückzahlung gestört, das sind insgesamt fast 46 Milliarden Euro. Um endlich Herr über die Lage zu werden, hat die Bank im Sommer ein Sanierungspaket geschnürt. Es sieht unter anderem vor, dass der Bankenrettungsfonds Atlante bis 28 Milliarden Euro dieser faulen Kredite übernimmt. Das wird zu hohen Verlusten führen. Um sich dafür zu wappnen, will das Institut in den nächsten Tagen fünf Milliarden Euro neues Kapital gewinnen. Sollte das nicht gelingen, könnte die Bank um direkte Staatshilfe bitten. Es soll schon Verhandlungen bei der EU geben. Nach europäischen Abwicklungsregeln müssten dann aber auch die Gläubiger von Anleihen mit Verlusten rechnen. Das Problem in Italien ist, dass viele Kleinanleger ihre Ersparnisse in diese Papiere gesteckt haben.
- Intesa Sanpaolo: Die zweitgrößte Bank des Landes ist der Stabilitätsanker der Branche. Sie profitiert davon, sich schon vor einigen Jahren mit einer großen Kapitalerhöhung Luft für umfangreiche Abschreibungen verschafft zu haben. Die faulen Kredite in der Bilanz beliefen sich zuletzt auf für italienische Verhältnisse überschaubare 8,5 Prozent.
- Kleine Banken: Das italienische Bankensystem ist weiter sehr kleinteilig. Viele Sparkassen haben ebenfalls jede Menge fauler Kredite in den Bilanzen. Häufig scheuen sie sich davor, diese Darlehen auf einen realistischen Wert abzuschreiben. Doch darunter leidet zugleich die Vergabe neuer Kredite. Die Regierung versucht, viele dieser Banken zusammenzuschließen und zu Sparprogrammen zu drängen. Doch dagegen gibt es oft Widerstand.