Doch wieder Probleme beim Rückreiseverkehr
Berlin (dpa) - In großen Teilen Deutschlands war es das schneereichste Weihnachtsfest seit Jahrzehnten - am zweiten Feiertag entspannte sich die Lage auf Schienen und Straßen aber ein wenig.
„Der Fernverkehr ist stabil“, sagte ein Bahnsprecher am Sonntag. Alle wichtigen Fernverkehrsstrecken seien frei. Wegen der Rückkehrer von Familienfeiern erwartete die Bahn eine erhöhte Zahl von Passagieren.
Am Abend meldeten die Anzeigetafeln wichtiger Bahnhöfe in Deutschland aber wieder stundenlange Verspätungen vor allem im Fernverkehr. In Nordrhein-Westfalen fielen wegen des Wetters auch wieder Züge ganz aus, teilte die Bahn im Internet mit. Zu Störungen an Triebfahrzeugen, Wagen und Weichen kamen überlastete Strecken und besonders viele Reisende am zweiten Feiertag hinzu.
„Lage entspannt“, meldeten die meisten Polizeipräsidien, obwohl viele schneebedeckte Straßen noch immer rutschig waren und es in manchen Gegenden erneut schneite. Der Flugverkehr hatte sich ebenfalls beruhigt, auch im Nahverkehr wurden die Probleme weniger.
Viele Ausflügler genossen die schönen Seiten der weißen Weihnacht. Deutschland als Winterwunderland in vielen Städten, an der See, in den Mittelgebirgen und Alpen. Reger Betrieb herrschte etwa auf den bayerischen Skipisten. „Wir haben beste Bedingungen: Es ist kalt, die Sonne scheint, alles ist wunderbar“, sagte der Geschäftsführer der Brauneck-Bergbahn und der Alpenbahnen Spitzingsee, Peter Lorenz. Mit noch größerem Andrang rechnete er an diesem Montag.
Im bis zu 15 Zentimeter dicken Eis des Mittellandkanals saßen etliche Schiffe fest. Die Wasserstraße war von Hannover bis Magdeburg zugefroren. An diesem Montag will das Wasser- und Schifffahrtsamt beraten, wie es weiter geht. Neuschnee erwarten die Meteorologen für den Wochenbeginn vor allem noch im Nordosten Deutschlands.
Wegen des Tempolimits waren Züge auf einigen Strecken zu spät. Die Bahn hat vorsorglich die Geschwindigkeit für die ICE-Züge auf Tempo 200 beschränkt. Sie fahren sonst 250 oder 300. Dies sollte verhindern, dass herabfallende Eisklumpen den Schotter aufwirbeln und Schäden verursachen. Schneeverwehungen, die an den Vortagen den Zugverkehr zur Insel Rügen stoppten, waren am Sonntag weggeräumt.
Im hohen Norden, wo es in den Vortagen große Probleme gegeben hatte, lief auch der Autoverkehr wieder besser. Im Süden Niedersachsens hielten zunächst noch abgebrochene Äste und spiegelglatte Straßen Feuerwehren in Atem.
Auf der Ostsee-Insel Fehmarn atmeten die Helfer nach tagelangem Kampf gegen Schneeverwehungen durch. „Mit der Kälte kam die Ruhe“, sagte Bürgermeister Otto-Uwe Schmied. „Es herrscht ausnahmsweise Windstille.“ Die Straßen seien von meterhohen Schneeverwehungen befreit - von normalen Verhältnissen könne aber keine Rede sein.
Auf den Straßen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein- Westfalen war die Lage sehr ruhig. „Das ist die Kombination von wenig Verkehr und der Tatsache, dass die Straßen mittlerweile recht gut geräumt sind“, sagte ein Sprecher der Landespolizeizentrale in Duisburg. Ähnliches verlautete aus Baden-Württemberg, Rheinland- Pfalz, Hessen oder der Hauptstadt Berlin. In Sachsen waren noch einige Straßen wegen Verwehungen oder umgefallener Bäume gesperrt.
In Magdeburg fuhren die Straßenbahnen nach zweitägiger Unterbrechung wieder. Gefrierender Regen hatte am Freitagmorgen die Oberleitungen vereist. Auch in Halle fuhr die Tram wieder auf vielen Strecken. In Erfurt fuhr am zweiten Tag in Folge keine Tram. In manchen Straßen der thüringischen Landeshauptstadt ließ der Schnee den Autos und Fußgängern nur schmale Streifen zum Fortkommen.
Die Flughäfen, an denen wegen des Feiertags weniger Flüge als sonst geplant waren, meldeten keine auffällig großen Störungen. „Wir sagen ganz fairerweise, dass mit Beeinträchtigungen durch das Wetter immer mal wieder zu rechnen ist“, erläuterte der Düsseldorfer Flughafensprecher Christian Hinkel. Im Vergleich zu Heiligabend, als Düsseldorf stundenlang geschlossen war und Hunderte Flüge ausfielen, herrschte am zweiten Feiertag Weihnachtsfrieden. Der Frankfurter Flughafen saß am Sonntag noch auf Tausenden Gepäckstücken, die Reisende für später ausgefallene Flüge aufgegeben hatten.
Entwarnung bei Stromausfällen gab es keine. Nachdem über die Feiertage in mehreren Regionen Ostdeutschlands Hunderte Haushalte vorübergehend ohne Strom waren, rissen auch am Sonntag wieder Bäume Leitungen runter, beispielsweise bei Letzlingen in Sachsen-Anhalt. Eine Sprecherin des Stromversorgers zeigte sich optimistisch, dass bis zum Abend alle betroffenen Haushalte wieder Energie haben.