Dokumentation: „Beileid gilt auch der Familie des Schützen“

Berlin/Washington (dpa) - Robbie Parker hat bei dem Amoklauf in Newtown seine sechs Jahre alte Tochter Emilie verloren. Der trauernde Vater sprach öffentlich über seinen Verlust und die letzten Momente mit seiner Tochter: „Sie sagte, dass sie mich liebt, und ich gab ihr einen Kuss.“

Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert im folgenden das Statement und weitere Kommentare von Robbie Parker vor Journalisten vom Samstag.

„Mein Name ist Robbie Parker. Meine Familie ist eine von denen, die gestern ein Kind bei der Schießerei in der Sandy Hook Grundschule hier in Connecticut verloren haben. So viele Menschen und Organisationen haben mit mir Kontakt aufgenommen und wollten wissen, wie es uns geht. Ich glaube, dies könnte der beste Weg sein, diese Gefühle mit allen zu teilen.

Als erstes möchte ich all den Familien, die direkt von dieser Schießerei betroffen sind, unser tiefstes Beileid aussprechen. Es ist eine schreckliche Tragödie, und ich möchte, dass alle wissen, dass wir in unseren Herzen und Gebeten bei ihnen sind. Das gilt auch für die Familie des Schützen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwierig dies alles für Sie ist, und ich möchte, dass Sie wissen, dass unsere Familie, unsere Liebe und unsere Unterstützung auch Sie mit einschließt.

In diesem Moment möchten wir so vielen Menschen danken. So vielen Freunden, Verwandten, aber auch Fremden. Menschen, die wir gar nicht kennen - für die Liebe und Unterstützung und ihr Beileid.

Meine Tochter Emilie wäre eine der ersten, die all diesen Opfern ihre Liebe und Unterstützung geben würde. Denn das ist die Art von Mensch, der sie ist. Nicht aufgrund irgendwelcher Erziehungsmethoden von meiner Frau und mir, sondern weil das die Gaben waren, die sie von Gott bekommen hat.

Während sich nun die tiefe Trauer in unseren Herzen festsetzt, finden wir Trost, indem wir uns daran erinnern, was für ein unglaublicher Mensch Emilie war. Und wie viele Menschenleben sie berühren konnte, in der kurzen Zeit, die sie auf dieser Welt war.

Emilie war klug, kreativ und sehr liebevoll. Emilie wollte immer neue Dinge ausprobieren. Außer beim Essen. Sie liebte es, mit ihren Talenten die Leben aller zu rühren, mit denen sie in Kontakt kam. Sie war künstlerisch sehr begabt und trug immer ihre Stifte mit sich herum. Sie wollte keine Gelegenheit versäumen, ein Bild oder eine Karte für jemanden zu malen.

Ich kann gar nicht nachzählen, wie oft Emilie bemerkte, dass jemand traurig oder frustriert war und sie sofort ein Blatt Papier suchte, um ihnen etwas zu zeichnen oder etwas Aufmunterndes zu schreiben. Emilies Art, Karten zu machen, kam im vergangenen Oktober besonders schön zur Geltung. Sie legte eine sehr besondere Karte zu ihrem Opa in den Sarg, der auch erst vor kurzem bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war.

Emilie war ein Mentor für ihre zwei kleinen Schwestern, und es machte ihr Freude, ihnen lesen oder tanzen beizubringen und die einfachen Freuden im Leben zu finden. Emilies Lachen war ansteckend, und all jene, die das Glück hatten, sie kennenzulernen, würden mir zustimmen, dass diese Welt ein besserer Ort ist, weil sie auf ihr war.

Wenn wir nun von dem, was hier passiert ist, in die Zukunft schauen, dann lassen wir das Geschehene nicht zu etwas werden, das uns bestimmt, sondern zu etwas, das uns inspiriert, zu besseren, mitfühlenderen und bescheideneren Menschen zu werden. Lasst uns bitte dieses Gefühl von Liebe, das wir für unsere Familien fühlen, und das Mitgefühl für andere beibehalten...sogar für völlig Fremde. Lasst uns diese Gefühle behalten, nicht nur in Zeiten von Schmerz und Leid. Und wir können dies tun, um unsere Gemeinden in all unseren Städten und Bundesstaaten besser zu machen, so dass sich alle sicher fühlen können. Vielen Dank.“

„Ich war auf dem Weg zur Arbeit...und sie war wach, bevor ich weg bin. Und ich habe ihr etwas Portugiesisch beigebracht. Unsere letzte Unterhaltung war auf Portugiesisch. Sie hat "Guten Morgen" gesagt und gefragt, wie es mir geht. Ich sagte, es ginge mir gut. Sie sagte, dass sie mich liebt, und ich gab ihr einen Kuss und war draußen bei der Tür.“

„Unsere Töchter wurden innerhalb von drei Jahren nacheinander geboren, also stehen sie sich sehr nahe. Sie brachte meiner mittleren Tochter das Lesen bei und half meiner jüngsten Tochter, Sachen zu basteln. Sie sahen zu ihr auf und kamen zu ihr, wenn sie Trost brauchten. Normalerweise ist das was für Mutti und Vati, aber es war süß zuzusehen - wenn eine von ihnen hinfiel oder ihre Gefühle verletzt wurden, dann rannten sie zu Emilie für Hilfe, Umarmungen und Küsse.“

„Sie war die Art von Mensch, der in einem Raum die Sonne aufgehen ließ. Sie hatte immer über jeden etwas Gutes zu sagen. Ihre Liebe und die Stärke, die sie uns gab, und das Vorbild, das sie für uns war, sind bewundernswert. Sie ist ein unglaublicher Mensch, und ich bin gesegnet, dass ich ihr Vater sein darf.““

„Ich bin nicht wütend. Denn ich habe meinen freien Willen, dieses Ereignis zum Anlass zu nehmen, um alles zu tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass meine Familie, meine Frau und meine Töchter versorgt sind. Und wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann, um jemandem zu helfen, jederzeit, egal wo, dann werde ich das tun.“