Dokumentation: Guttenbergs Kehrtwende
Berlin (dpa) - Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat binnen weniger Tage völlig unterschiedlich auf die Vorwürfe reagiert, er habe für seine Doktorarbeit Texte anderer Autoren ohne Kennzeichnung verwendet.
Erst nannte er das abstrus, dann verzichtete er „vorübergehend“ auf seinen Doktortitel - nun dauerhaft. Die Deutsche Presse-Agentur dokumentiert die Äußerungen in Auszügen:
SCHRIFTLICHE ERKLÄRUNG AM MITTWOCH, 16. FEBRUAR: „Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus. (...) Und sollte jemand auf die Idee kommen zu behaupten, Mitarbeiter meiner Büros hätten an der wissenschaftlichen Erarbeitung meiner Dissertation mitgewirkt, stelle ich fest: Dies trifft nicht zu. Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung.“
MÜNDLICHE ERKLÄRUNG AM FREITAG, 18. FEBRUAR: „Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat (...) Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden und sie enthält fraglos Fehler. (...) Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. Sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid. Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth. (...) Ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone: vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten, allerdings nur bis dahin, anschließend würde ich ihn wieder führen.“
REDE VOR DER CDU IM HESSISCHEN KELKHEIM AM MONTAG, 21. FEBRUAR: „Ich habe (...) mir auch die Zeit nehmen dürfen, (...) mich auch noch einmal mit meiner Doktorarbeit zu beschäftigen. (...) Ich sage das ganz bewusst, weil ich am Wochenende, auch nachdem ich diese Arbeit noch einmal intensiv angesehen habe, feststellen musste, dass ich gravierende Fehler gemacht habe. (...) Und dann gibt es ganz besonders peinliche Beispiele dabei, etwa dass die "Frankfurter Allgemeine" so prominent in der Einleitung einer Doktorarbeit erscheint.“ (...) Die Entscheidung, meinen Doktortitel nicht zu führen, schmerzt (...) Ich kann auch eines sagen: Ich habe diese Arbeit selber geschrieben, weil ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich da geschrieben habe.“
IN DER FRAGESTUNDE DES BUNDESTAGES AM MITTWOCH, 23. FEBRUAR: „Was die Frage betrifft, was man für ein Signal in die Wissenschaftsgesellschaft sendet, wenn man eine offensichtlich sehr fehlerhafte Doktorarbeit geschrieben hat, dann kann ich nur sagen, dass das ein schlechtes Signal ist, dass ich hier gesendet habe. (...) Ich habe mehrfach gesagt, dass ich diese Arbeit persönlich geschrieben habe. (...) Auf eine Nennung der jeweiligen Verfasser der Ausarbeitungen der Wissenschaftlichen Dienste habe ich im Übrigen deshalb verzichtet (...), weil diese als Angestellte der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags nach meiner Auffassung nicht zusätzlich genannt werden mussten. (...) Ich habe mehrfach darauf verwiesen, dass ich ein Mensch mit Fehlern und Schwächen bin. Und dass ich trotzdem mir den Anspruch setze, weiterhin auch als Vorbild, auch was das Eingestehen und das Bekennen zu Fehlern anbelangt, wirken kann.“
IN DER AKTUELLEN STUNDE DES BUNDESTAGES AM MITTWOCH, 23. FEBRUAR: „Ich habe fehlerhaft gehandelt. Ich habe mir nicht den Anspruch gesetzt, (...) arrogant dieser Tätigkeit nachzugehen, nein, sondern mit der notwendigen Verantwortung die Aufgaben anzunehmen, die im Amtsspektrum des Bundesverteidigungsministers zu sehen sind. Das sind gewaltige Aufgaben. Aber solche, die ich auch mit Freude angehe und die ich umso freudiger annehme, je liebevoller man mit mir hier umgeht (...)“