Fragen und Antworten Drei Sieger-Länder machen gemeinsame Sache zu Syrien
Moskau (dpa) - Moskau hat zu Syrien-Verhandlungen in einem neuen Format eingeladen. Erstmals sitzen Russland, die Türkei und der Iran an einem Tisch. In getrennten Runden werden die Außenminister und die Verteidigungsminister der drei Mächte über die nächsten Schritte in dem Kriegsland beraten.
Fragen und Antworten zu dem Treffen:
Was ist der Sinn dieses neuen Dreier-Formats der Syrien-Gespräche?
Es ist eine Demonstration der Stärke. In Moskau versammeln sich die drei Mächte, die mit den größten ausländischen Truppenkontingenten in Syrien kämpfen. Gerade erst konnten die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad die Stadt Aleppo zurückerobern - mit Hilfe der russischen Luftwaffe am Himmel und iranischer Milizen am Boden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sprach von den Ländern, die realen Einfluss ausüben und Gebiete kontrollieren. Andere Mächte, vor allem die USA, bleiben ausgesperrt.
Wie wirkt die Ermordung des russischen Botschafters in Ankara auf das Treffen?
In anderen Zeiten wäre das Treffen wohl abgesagt oder verschoben worden, Russland hätte über Vergeltung nachgedacht. Doch diesmal halten die drei Staaten trotz der tödlichen Schüsse auf Botschafter Andrej Karlow an ihren Plänen fest. Das nach monatelangem Streit reparierte Verhältnis zwischen Moskau und Ankara ist beiden Seiten wichtiger. Russland will seine günstige Lage in Syrien nutzen.
Moskau denkt der Türkei die Rolle eines Anwalts der syrischen Opposition zu. Für welche Kräfte in Syrien kann Ankara sprechen?
Die Türkei gehört zu den wichtigsten Unterstützern der syrischen Opposition. Viele Organisationen, Milizen, aber auch kritische Medien haben Stützpunkte im Nachbarland. So sitzt die Nationale Syrische Koalition als größtes Exil-Bündnis der Regimegegner in Istanbul. Auch Vertreter mehrerer bewaffneter Gruppen halten sich in der Türkei auf - sowohl Mitglieder der eher gemäßigten Freien Syrischen Armee (FSA) als auch Repräsentanten der radikal-islamischen Miliz Ahrar al-Scham. Der Einfluss der Türkei auf diese Gruppen machte auch die Einigung mit dem syrischen Regime über einen Abzug von Kämpfern und Rebellen aus Aleppo möglich.
Welche Interessengegensätze gibt es zwischen der Türkei und Russland im Syrien-Krieg?
Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei im Grenzgebiet zu Syrien im November 2015 war das Verhältnis über Monate auf einem Tiefpunkt. Doch Moskau und Ankara haben sich wieder angenähert, die Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan besuchten sich gegenseitig.
Trotzdem bleiben in Syrien Interessengegensätze. Die Türkei hat immer deutlich gemacht, dass sie Assads Sturz will. Zugleich begann sie eine Bodenoffensive in dem Bürgerkriegsland, mit der sie Rebellen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und die Kurdenmiliz YPG unterstützt.
Russland dagegen will Assad an der Macht halten. Die russische Armee bekämpft zwar auch den IS, sieht in den Kurden jedoch eher einen Partner. Moskau will auch keine Flugverbotszone in Nordsyrien, die von der Türkei immer wieder vorgeschlagen wird.
Warum unterstützt der Iran das Assad-Regime in Syrien?
Im Iran ist es ein offenes Geheimnis, dass Syrien in erster Linie eine strategische Rolle im Kampf gegen den Erzfeind Israel spielt. Dabei ist die Person Assad zweitrangig, aber Syrien mit Assad dient als Korridor für Waffenlieferungen an die Hisbollah-Milizen in Südlibanon.
Welche Interessen verfolgt der Iran bei diesem Treffen?
Der Iran will erneut zeigen, dass auch er an einer politischen Lösung in Syrien interessiert sei. Nur gehe das nicht, solange Syrien von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bedroht werde und nicht klar sei, ob der IS auch innerhalb der Rebellen Einfluss habe oder nicht. Daher kann es aus Teheraner Sicht nur eine Lösung geben, wenn der IS besiegt ist und Assad sich an Wahlen beteiligen darf. In Moskau hofft der Iran dafür auf russische wie auf türkische Unterstützung.