Ecclestone: Gribkowsky griff zu „Zuckerbrot und Peitsche“
München (dpa) - Formel-1-Boss-Bernie Ecclestone hat den bayerischen Banker Gerhard Gribkowsky als einen Mann mit zwei Gesichtern beschrieben. Gribkowsky habe nach dem Motto „Zuckerbrot und Peitsche“ gehandelt.
Das sagte Ecclestone in seiner Erklärung, die er zum Auftakt des Bestechungsprozesses vor dem Landgericht München vorlesen ließ. Der Banker habe einerseits Wärme ausstrahlen, aber auch skrupellos, hart und aggressiv auftreten können. „Das Verhalten von Dr. Gribkowsky hat mir mehr als einmal gezeigt, dass er keine Bedenken hatte, seine Interessen durchzusetzen.“
Gribkowsky habe ihm zwar nicht konkret gedroht, ihn aber immer wieder mit Anspielungen unter Druck gesetzt, ihn bei den Steuerbehörden anzuzeigen. „Es ging um das Grab, in dem Bernie Ecclestones Steuergeheimnis wohl verborgen sein sollte.“
In zwei Wochen begegnen sich die beiden Männer wieder persönlich: Dann soll Gribkowsky als Zeuge gegen Ecclestone aussagen. Während Ecclestone die Zahlung von 44 Millionen Dollar an Gribkowsky als eine Art Schweigegeld dargestellt hatte, weil er sich von dem Banker erpresst fühlte, sprach Gribkowsky von Bestechungsgeld beim Verkauf der Formel-1-Anteile.
Ecclestone widersprach Darstellungen, dass ihm vor dem Verkauf der Formel 1 Anteile an der Rennserie gehört hätten. Diese Annahme sei ein „allgemeines Fehlverständnis“, trug einer seiner Anwälte vor. „Dies war zu keinem Zeitpunkt der Fall.“
Der Brite muss sich vor Gericht verantworten, weil er einem früheren Vorstand der BayernLB Millionen gezahlt haben soll, um den Verkauf der Formel-1-Mehrheit in seinem Sinne zu beeinflussen.
Ecclestone erklärte, dass er seine sämtlichen Vermögenswerte 1997 als Schenkung an eine Gesellschaft seiner damaligen Ehefrau und zum Wohl seiner beiden Töchter übertragen habe. Er habe etwa um 1996 gesundheitliche Sorgen gehabt, führte Ecclestone in der schriftlichen Stellungnahme aus. Er habe sich einer Reihe Operationen unterziehen müssen, bis er 1998 einen dreifachen Bypass bekommen habe.
Wäre er gestorben, hätte seine damalige Gattin 40 Prozent Erbschaftssteuer auf sein Vermögen zahlen müssen, so Ecclestone. Slavica Ecclestone hatte als gebürtige Kroatin noch nicht lange genug ihren Wohnsitz in England gehabt, um dies zum umgehen.
Durch die Schenkung besaß er nach eigener Darstellung keinerlei Anteile mehr an der Formel 1. Er habe lediglich in der Formel 1 das operative Geschäft geführt.