Einwanderer-Schicksale in den USA: „Ich bin kein Krimineller“
Los Angeles (dpa) - Zum ersten Mal seit 15 Jahren wird Ángel Oaxaca wieder ohne Angst Auto fahren, arbeiten und reisen können. Der 47-jährige Mexikaner ist einer der mehr als fünf Millionen illegal in den USA lebenden Einwanderer, die das neue Dekret von Präsident Barack Obama vor Abschiebung schützen wird.
„Am meisten möchte ich Obama für den inneren Frieden danken, den er meinen Kindern bringt“, sagt der dreifache Familienvater. „Endlich müssen sie keine Angst mehr davor haben, dass sie eines Tages nach Hause kommen und ihre Eltern einfach weg sind.“
Mit einem Touristenvisum reiste Oaxaca damals mit seiner Frau und dem vierjährigen Sohn aus dem nordmexikanischen Chihuahua in die USA ein. Seitdem hat sich die Familie in Denver im US-Staat Colorado ein neues Leben aufgebaut: Oaxaca führt ein kleines Geschäft, seine Frau arbeitet als Reinigungskraft und der Sohn besucht das College. Die beiden jüngeren Töchter, 14 und 10 Jahre alt, wurden in den USA geboren und sind somit US-Bürger. Das schützt Oaxaca und seine Frau nach Obamas neuen Regeln vor der Ausweisung.
„Ich bin so froh, dass Eltern nun ihren rechtlichen Status ändern können. Aber das reicht nicht“, kritisiert Oaxaca. „Viele andere Einwanderer haben mit ihrer Erfahrung und ihrer Arbeit einen Beitrag für dieses Land geleistet. Auch ihnen sollte etwas geboten werden.“
Einer dieser Einwanderer ist Ramón Madera. Zwanzig Jahre lebt und arbeitet er in den USA, nun soll er abgeschoben werden. Während eines Urlaubs in Florida wurde der 36-Jährige am Flughafen angehalten und der Einwanderungsbehörde übergeben. „Ich bin kein Krimineller. Ich bin ein guter Bürger“, beteuert er. „Ich habe mein eigenes Geschäft und zahle Steuern und führe ein ganz normales Leben, wie die Amerikaner auch.“
Maderas Schwester profitiert hingegen von dem neuen Dekret, der Vater ihrer in den USA geborenen Söhne jedoch wurde vor fünf Jahren wegen Verstoßes gegen das Einwanderungsgesetz nach Mexiko ausgewiesen. Die neuen Regeln verwehren ihm die Rückkehr. Ob Maderas Ausweisung noch gestoppt werden kann, ist ungewiss. Trotzdem freue er mit den Millionen Menschen, die jetzt feiern, sagt er.