Ende der Hoffnung: Wer kein Asyl bekommt, kehrt mit Staatshilfe heim

Stuttgart (dpa) - Albert Z. sitzt breitbeinig, die Arme verschränkt, auf seinem Stuhl. „Er wollte herkommen, die Sprache lernen, arbeiten“, dolmetscht sein Cousin Jeton Leskovich. „Aber dann: Arschkarte - und wieder zurück.“

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Der 22-jährige Albert Z. kam Ende vergangenen Jahres aus dem Kosovo nach Deutschland, beantragte Asyl und wurde abgelehnt. Er will nicht abgeschoben werden, lieber selbstständig ausreisen. Deswegen sitzt Z. bei der Rückkehrberatung der Stadt Stuttgart. Wenn es nach ihm geht, ist er bald wieder zurück in Deutschland - oder noch besser: Er findet vor der Ausreise eine deutsche Frau, die ihn heiratet.

Wie die Zahl der Flüchtlinge nimmt auch die Zahl der freiwilligen Rückkehrer massiv zu. Von Januar bis Juli erhielten über das bundesweit größte Förderprogramm REAG/GARP bereits mehr Flüchtlinge eine finanzielle Unterstützung für die Heimkehr als im ganzen vergangenen Jahr, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mitteilte. Bundesweit: 15 322 Flüchtlinge. Landesweit: 1885.

Rückkehrberater Gert Lienig versucht, Albert Z. und seinem Kumpel Riad L. Mut zu machen. „Wenn Ihr die Idee habt, nach Deutschland zu kommen, müsst Ihr unbedingt Deutsch können“, sagt der kleine, drahtige Mann. Gerüstbauer wie Z. würden gesucht. Er müsse sich einen Ausbildungsplatz suchen. Vielleicht könne ihm sein Cousin helfen. Dem 16-jährigen Riad empfiehlt Lienig, die Schule abzuschließen und sich auf eine Tätigkeit als Metzger, Bäcker oder in der Gastronomie zu konzentrieren.

Die Ausländerbehörde und die Flüchtlingswohnheime schicken die Flüchtlinge in die Beratungsstelle. 95 Prozent seiner Klienten stammten vom Balkan, sagt Lienig. Sie erhalten wie Riad L. nur die Fahrt- oder Flugkosten in die Heimat. Bei ihnen geht es vor allem darum, die notwendigen Reisedokumente zu beschaffen, die Ausländerbehörde zu kontaktieren und die Übernahme der Reisekosten bei der Internationalen Organisation für Migration in Nürnberg zu beantragen. Diese bucht den Flug.

Manche Fälle würden in zwei Wochen abgeschlossen, sagt Lienig. Andere dauerten bis zu acht Wochen. Ab und an kämen Flüchtlinge auch so spät zu ihm, dass sich die Abschiebung nicht mehr aufhalten lasse.

Albert Z. kann zusätzlich zu den Flugkosten noch auf 400 Euro Starthilfe und 200 Euro Reisebeihilfe hoffen, weil er vor dem 1. Januar 2015 nach Deutschland eingereist ist. Mittlerweile hat die Bundesregierung diese Unterstützung für die Kosovaren gestrichen - Angehörige der anderen Westbalkanstaaten müssen schon länger darauf verzichten.

Riad L. und Albert Z. sind mit ihren Familien gekommen, die teilweise früher zurückfliegen. „Er weiß nicht, was er machen soll“, sagt Jeton Leskovich über die Perspektiven seines Cousins im Kosovo. „Er will unten Deutsch lernen und wiederkommen.“ In seinem alten Job habe ihn sein Arbeitgeber irgendwann nicht mehr bezahlt. Leskovich hat einen deutschen Pass. Seine Eltern kamen kurz vor der Geburt des heute 20-Jährigen aus dem Kosovo.

Lienig erzählt den jungen Männern, dass sie in der Heimat Unterstützung durch das Projekt URA 2 bekommen können, gefördert durch den Bund sowie sechs Bundesländer, darunter Baden-Württemberg. In der Hauptstadt Pristina gebe es ein Büro. Die beiden zeigen wenig Interesse.

Lienig arbeitet seit zehn Jahren als Rückkehrberater. Er sagt über die geförderte Rückkehr: „Das ist alles nicht die Lösung des Problems.“ Viele kämen wieder, weil sie keine Lebensperspektive in ihrer Heimat sähen. Er spricht sich für Zentren aus, die beispielsweise im Kosovo helfen sollen, Ausbildungsplätze in Deutschland zu vermitteln. „Es darf keine Einwanderung in Sozialhilfe geben“, sagt Lienig. „Es muss in Arbeit gehen.“

Wenn es nach Leskovich geht, hat er andere Pläne für seinen Cousin. „Meine Methode ist schon anspruchsvoller“, sagt er. Er will Albert Z. eine deutsche Frau vermitteln. Eine Heirat könnte das Ausreiseproblem lösen. Die Zeit ist begrenzt. Doch Z. hat schon jemanden kennengelernt. „Es muss noch funken“, sagt Leskovich. „Aber ich bin ganz zuversichtlich.“