Erneut Angriffe auf IS-Ölanlagen in Syrien
Damaskus/Berlin (dpa) - Mit Kampfflugzeugen wollen weitere europäische Staaten die Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen. Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt sagte, ihr Land werde sieben F16-Maschinen und Soldaten für die Ausbildung der IS-Gegner entsenden.
Im britischen Parlament zeichnete sich eine klare Mehrheit für eine Beteiligung an Luftschlägen im Irak ab. Das US-geführte Bündnis westlicher und arabischer Staaten bombardierte auch in Syrien den zweiten Tag in Folge Ölanlagen unter Kontrolle der Terrormiliz.
Deutschland will verhindern, dass weitere Terrorkämpfer in das Krisengebiet ausreisen. Die Personalausweise potenzieller Terrorkämpfer aus Deutschland sollen dazu möglicherweise einen Sperrvermerk erhalten oder ganz eingezogen werden. Das Bundesinnenministerium bestätigte in Berlin, dass beide Optionen von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe geprüft werden.
Zur Begründung sagte der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach der Tageszeitung „Die Welt“, dass man keinen Reisepass, sondern nur einen Personalausweis benötige, um über die Türkei nach Syrien und in den Irak zu reisen. Nach Angaben des Verfassungsschutzes sind aus Deutschland schon weit mehr als 450 radikalisierte Deutsche in Richtung Syrien und Irak aufgebrochen.
Der Sicherheitsrat hatte die UN-Mitglieder zu schärferen Grenzkontrollen verpflichtet. Extremisten sollen nicht in die Krisengebiete im Nahen Osten reisen können.
Nach den Drohungen des IS gegen westliche Länder warnte das Auswärtige Amt vor erhöhten Anschlags- und Entführungsrisiken im Ausland. Für zahlreiche afrikanische, arabische und asiatische Länder, in denen islamistische Terrorgruppen aktiv sind, veröffentlichte das Amt am Freitag in Berlin einen „dringenden regionalen Sicherheitshinweis“.
Das Anti-IS-Koalition bombardierte im Osten Syriens unter anderem das Ölfeld Al-Tanak in der Nähe der Stadt Dair as-Saur, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag berichtete. Mit den Angriffen auf Ölanlagen soll nach US-Angaben die wichtigste Einnahmequelle der Extremisten zerstört werden.
Auch ein irakischer Ort an der Grenze zu Syrien, Al-Kaim, wurde angegriffen. Dabei seien 30 IS-Kämpfer ums Leben gekommen, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Arabija.
Die Einnahmen aus dem Ölschmuggel sind die Hauptfinanzierungsquelle der Dschihadisten. Laut Pentagon fließen so täglich umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro in die Kassen des IS. Die Ölanlagen gehören zu den wichtigsten Infrastruktureinrichtungen Syriens.
In London sprachen sich neben Premierminister David Cameron von den regierenden Konservativen im Unterhaus auch Oppositionsführer Ed Miliband für eine britische Beteiligung an Militärschlägen aus. Der IS sei „eine klare und erwiesene Bedrohung für das Leben von Briten“, sagte Cameron. Die Abgeordneten waren für die Abstimmung aus der Sommerpause zurückgeholt worden. Nach Medienberichten könnten erste Kampfflugzeuge der Royal Air Force noch am Freitag in die Kämpfe eingreifen.
Die Zahl der EU-Bürger, die in Syrien und im Irak aufseiten der militanten Islamisten kämpfen oder gekämpft haben, ist mittlerweile auf 3000 gestiegen. Anfang des Jahres sei man noch von 2000 europäischen Dschihadisten ausgegangen, sagte Gilles de Kerchove, Anti-Terror-Koordinator der EU, dem britischen Sender BBC.
US-Geheimdienste glauben den maskierten IS-Terroristen identifiziert zu haben, der die beiden Journalisten James Foley und Steven Sotloff in Syrien enthauptet hat. Das sagte FBI-Direktor James Comey nach US-Medienberichten. Zur Identifizierung hätten die Geheimdienste Spracherkennungsprogramme, Aufnahmen sowie Daten westlicher Bürger benutzt, die sich der IS-Terrormiliz angeschlossen haben sollen, berichtete die „New York Times“.
Eine Mehrheit der Türken würde nach einer Umfrage eine Beteiligung ihres Landes an den Einsätzen gegen den IS unterstützen. 52 Prozent der Befragten hätten sich für eine Teilnahme ausgesprochen, knapp 30 Prozent dagegen, berichtete das Meinungsforschungsinstitut Metropoll.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, seit Beginn der Grenzöffnung eine Woche zuvor seien 160 335 Menschen aus der Region Ain Al-Arab (kurdisch: Kobane) in die Türkei geflohen. Nach offiziellen Angaben haben seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien mehr als 1,5 Millionen Menschen Zuflucht in der Türkei gesucht.