Eskalation der Spannungen zwischen Israel und Ägypten
Berlin (dpa) - Schon nach dem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak im Februar wurden in Israel Befürchtungen laut, man könnte einen wichtigen Partner in der Region verlieren. Auch für die EU und die USA hatte sich Mubarak als verlässlicher Partner erwiesen.
Als erstes arabisches Land hatte Ägypten Israel anerkannt. Der Militärrat, der die Regierungsgeschäfte von Mubarak übernahm, bekräftigte zwar, der 1979 zwischen beiden Ländern geschlossene Friedensvertrag werde auch künftig respektiert. Beide Völker blieben sich jedoch so fern, dass oft von einem „kalten Frieden“ die Rede ist. Vielen Ägyptern ist der Friedensvertrag „ein Dorn im Auge“. Seit Monaten eskalieren die Spannungen:
5. Februar 2011: Ägyptische Saboteure verüben einen Anschlag auf eine nach Israel führende Gas-Pipeline im Norden der Sinai-Halbinsel. Wegen der israelischen Besatzung in den Palästinensergebieten gibt es in der Bevölkerung großen Widerstand gegen das Gas-Abkommen mit Israel.
8. Februar: Wegen der andauernden Unruhen in Ägypten will Israel seine geplante Grenzanlage nach Medienberichten schneller bauen als geplant. Ursprünglich sollte die Anlage illegale Einwanderer, den Schmuggel von Drogen und Waffen sowie den Menschenhandel stoppen.
18. Februar: Ägypten genehmigt zwei iranischen Kriegsschiffen die Fahrt durch den Suezkanal ins Mittelmeer. Israel fühlt sich provoziert.
29. Mai: Nach vier Jahren Blockade öffnet sich für 1,6 Millionen Palästinenser im Gazastreifen erstmals wieder ein Tor zur Außenwelt. Ägypten nimmt den Übergang Rafah wieder für den Personenverkehr in Betrieb. Israel reagiert besorgt: Es handele sich um „den ersten Schritt in Richtung einer neuen regionalen Ordnung, die für Israel sehr problematisch ist“, teilt die Regierung mit.
4. Juli: Saboteure verüben einen weiteren Anschlag auf die Gas-Pipeline nach Jordanien und Israel. Kurz zuvor hatte die ägyptische Übergangsregierung erklärt, über die Gas-Exporte nach Israel müsse neu beraten werden. Die Polizei nimmt keine Verdächtigen fest.
18. August: Bei einer Anschlagsserie nahe des israelischen Badeorts Eilat sterben sieben Israelis, rund 30 werden verletzt. Schwer bewaffnete Terroristen hatten mehrere Busse beschossen. Die Angreifer sollen durch einen Tunnel aus dem Gazastreifen nach Ägypten gekommen und von dort aus nach Israel eingedrungen sein. Eine zweite Gruppe feuert nach Polizeiangaben von Ägypten aus auf Israelis jenseits der Grenze, um die Flucht ihrer Komplizen zu ermöglichen. Im Kreuzfeuer sterben fünf ägyptische Grenzer.
20. August: Tausende Ägypter gehen in Kairo auf die Straße und fordern, den israelischen Botschafter auszuweisen. Vor der Botschaft zünden sie Feuerwerkskörper und rufen israelfeindliche Parolen. Kairo droht, seinen Botschafter aus Israel abzuziehen. Tel Aviv „bedauert“ den Tod der Polizisten, für die Ägypter ist die Entschuldigung unzureichend. Die Proteste gehen weiter.
10. September: Beim Sturm aufgebrachter Demonstranten auf die israelische Botschaft sterben drei Ägypter, mehr als 1000 Menschen werden verletzt. Israels Diplomaten fliehen in ihre Heimat.