Ex-Sicherungsverwahrte unter Dauerbewachung
Freiburg (dpa) - Der Umgang mit aus der Sicherungsverwahrung entlassenen Straftätern ist für die Polizei in der badischen Universitätsstadt Freiburg eine Mammutaufgabe.
Seit August 2010, nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die nachträgliche Sicherungsverwahrung für unzulässig erklärt hat, mussten die Beamten sieben entlassene Straftäter rund um die Uhr überwachen. Freiburg nimmt damit deutschlandweit eine Spitzenstellung ein.
Seit Karfreitag ist die Zahl auf vier gesunken. Mehr als 100 Beamte müssen für diese Aufgabe abgestellt werden. Bis vor Ostern waren es noch 150 Polizisten. Straftäter, die aus der Sicherungsverwahrung freigelassen werden, müssen nach richterlicher Anordnung von Polizisten begleitet werden, meist rund um die Uhr. 25 Beamte pro Ex-Häftling, verteilt auf mehrere Schichten, ist die Faustregel.
„Diese Aufgabe ist im Kollegenkreis extrem unbeliebt, weil sie mit der eigentlichen polizeilichen Tätigkeit nichts zu tun hat“, sagt der Freiburger Polizeisprecher Ulrich Brecht. „Wir sind ja keine menschlichen Gefängniswärter.“ Weil Kräfte gebunden werden, müssten andere Tätigkeiten vernachlässigt werden. Unterstützung bekomme die Freiburger Polizei von Kollegen aus ganz Baden-Württemberg. Die ständige Polizeibegleitung sei auch für die Straftäter eine Belastung, sie erschwere die Wiedereingliederung. „Ein normaler Alltag kann kaum gelebt werden“, sagt Brecht.
Im Gegensatz zu anderen Städten gibt es in Freiburg keine Proteste gegen die Ex-Sicherungsverwahrten. Ein Bürgertelefon, mit dem die Polizei möglichen Ängsten begegnen wollte, wurde den Angaben zufolge kaum angewählt.