Experte: Analyseergebnisse vielleicht in zwei Wochen
Paris (dpa) - Nach dem angeblichen Einsatz chemischer Kampfstoffe können die Proben aus Syrien nach Ansicht des in Frankreich lebenden deutschen Chemiewaffenexperte Rolf Trapp innerhalb von zwei Wochen analysiert werden.
Der langjährige Mitarbeiter der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in Den Haag und selbstständige Abrüstungsberater schildert im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur den Ablauf der Laborarbeiten.
Frage: Welche Art von Proben wurden genommen?
Antwort: Es gibt Bodenproben, Wischproben, Blutproben, Gewebeproben und Haarproben. Das ist so ungefähr die Zusammensetzung von Proben, die man erwarten würde.
Frage: Was wir jetzt getestet?
Antwort: Man testet natürlich auch auf den Kampfstoff selbst, aber es ist unwahrscheinlich, dass da noch was von gefunden werden kann. Finden lassen sich stabile Abbauprodukte, die charakteristisch sind für den Kampfstoff und damit kann man dann hinterher mit Sicherheit sagen, welcher Kampfstoff dagewesen ist.
Frage: Wie werden die Proben transportiert?
Antwort: Die Proben selbst sind in Gefäßen, die versiegelt und entsprechend gekennzeichnet sind. Die Proben kommen in spezielle Transportcontainer, die selbst noch mal versiegelt sind, um jede Chance für einen unbefugten Zugriff zu verhindern. Das wird alles dokumentiert. Wenn die Siegel gebrochen sind, ist entweder etwas schiefgegangen oder jemand hat versucht, da ranzukommen.
Frage: Wie wird analysiert?
Antwort: Für jede Probe muss es eine oder zwei Kontrollproben geben, so dass das Labor zunächst nicht weiß, was die Kontrolle ist und was die authentische Probe. Damit verifiziert sich das Ergebnis sozusagen selbst. Jede Probe wird von wenigstens zwei oder drei Labors untersucht, um sicher zu sein.
Frage: Wie viele Labors stehen zur Verfügung?
Antwort: Die OPCW hat weltweit etwas mehr als 20 designierte Labors, die sich an jährlichen Tests beteiligen müssen, mit der die Qualität geprüft wird.
Frage: Lässt sich von den Proben darauf schließen, wer die Waffen eingesetzt haben könnte?
Antwort: Mit den Proben können sie zunächst nur sagen, ob da ein Kampfstoff gewesen ist und sie können sagen, welcher Kampfstoff es war. Wenn es eine Mischung von Kampfstoffen war, sehen sie das auch. Mehr kann man davon nicht erwarten. Deshalb ist die Untersuchung ja auch breiter angelegt. Sie basiert nicht nur auf Proben, sondern auch auf der Befragung von Augenzeugen und Opfern. Dazu gibt es medizinische Untersuchungen. Und es gab Untersuchungen in den Gebieten, wo die Waffen aufgeschlagen haben. Die Inspekteure haben sich die Einschlagkrater angesehen und Proben dort genommen und Munition inspiziert. Man kann aus den Merkmalen der Waffe darauf schließen, wo sie hergestellt worden ist, was für ein Typ es ist.
Frage: Wie lange dauern nun die Analysen?
Antwort: Nach dem Chemiewaffenübereinkommen von 1997 sind 30 Tage vorgesehen von der Rückkehr des Teams bis zur Abgabe des endgültigen Berichts. Ich bin nicht sicher, ob Team und Vereinte Nationen nicht unter erheblichen Druck kommen werden, etwas schneller zu sein. Man muss aber in Rechnung stellen, dass das alles seine Zeit braucht. Die Analyse selbst kann man auch nicht in zwei, drei Tagen machen. Die Qualitätsanforderungen sind erheblich. Kleine Fehler können den gesamten Bericht nutzlos machen. Irgendwo um die zwei Wochen bis drei Wochen ist wahrscheinlich realistisch. Ich glaube nicht, dass man es viel schneller machen kann.