Facebook auf dem Weg an die Börse
New York (dpa) - Facebook hat den ersten Schritt auf seinem Weg an die Börse getan. Am späten Mittwoch veröffentlichte das weltgrößte soziale Netzwerk seinen Börsenprospekt, mit dem es bei Investoren für seine Aktien wirbt.
Einen Termin für den eigentlichen Gang aufs Parkett gibt es noch indes noch nicht.
Das Volumen des Börsengangs liegt bei zunächst 5 Milliarden Dollar und damit nur halb so hoch wie ursprünglich erwartet. Allerdings kann sich diese Summe noch erhöhen. Es ist üblich, dass Firmen tiefstapeln, dann die Reaktion der Investoren abwarten und - falls genügend Nachfrage besteht - später den Preis erhöhen.
Wie das Börsenprospekt weiter verrät, wächst Facebook rasant und verdient auch Geld, vor allem mit Werbeeinnahmen: Im vergangenen Jahr blieben unterm Strich 1 Milliarde Dollar übrig, 2010 waren es 606 Millionen Dollar und 2009 immerhin schon 229 Millionen Dollar. Der Umsatz lag zuletzt bei 3,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Viele Investoren stellen sich aber die Frage, ob diese Zahlen die kolportierte Firmenbewertung von 75 bis 100 Milliarden Dollar rechtfertigen. Facebook selbst lässt in dem Börsenprospekt noch keine Rückschlüsse zu, welchen Wert das Management dem Unternehmen zumisst. Weder wird die Anzahl der auszugebenden Aktien angegeben, noch der Preis für das einzelne Papier.
Bis zum eigentlichen Börsengang, der für das späte Frühjahr oder den Sommer erwartet wird, wird Facebook die Informationen noch nachreichen. Dann wird auch feststehen, von wie vielen Anteilen sich Gründer Mark Zuckerberg selbst trennt. Noch klafft an dieser Stelle im Prospekt eine Lücke.
Zuckerberg hält laut den Angaben gut 28 Prozent der Anteile. Das gesamte Management kommt auf 70 Prozent, der Rest liegt bei Finanzinvestoren. Allerdings haben nicht alle Aktien auch das gleiche Stimmrecht - und der Besitzer damit den gleichen Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens.
Zuckerberg selbst hält Aktien der Klasse B mit zehn Stimmen, während Anleger beim Börsengang A-Aktien mit nur einer Stimme erhalten werden. Damit hat Zuckerberg auch künftig das Sagen bei seinem Baby Facebook. Weil andere Anteilseigner ihm ihre Stimmen übertragen haben, kommt Zuckerberg momentan sogar auf 57 Prozent aller Stimmrechte.
Zuckerberg wollte die Kontrolle über sein Unternehmen lange gar nicht aus der Hand geben. Statt eines Börsengangs sammelte er in mehreren nicht öffentlichen Finanzierungsrunden Geld von großen Investoren ein. Mehrfach schlug er milliardenschwere Kaufangebote aus, zuletzt vom Internetriesen Google.
Zuckerberg schrieb in einem Brief, der den Antrag begleitet: „Facebook wurde ursprünglich nicht gegründet, um ein Unternehmen zu sein. Es wurde aufgebaut, um eine soziale Mission zu erfüllen - die Welt offener und vernetzter zu machen.“ Der Gründer brachte es auf eine einfache Formel: „Wir entwickeln keine Dienste, um Geld zu machen; wir verdienen Geld, um bessere Dienste zu entwickeln.“
Facebook war allerdings zuletzt immer wieder wegen Bedenken um den Datenschutz in die Schusslinie geraten. So erregte die neue Facebook „Chronik“ (im englischen „Timeline“) Anstoß. Bei der Funktion werden alle Informationen angezeigt, die man je bei Facebook eingestellt hat.
Facebook gilt dennoch als der spektakulärste Börsengang des Internet-Zeitalters angesichts der 845 Millionen aktiven Nutzer - auch diese genaue Zahl enthüllte Facebook im Prospekt. Bereits seit Tagen ist die Wall Street in heller Aufregung. Investoren hoffen auf ein lukratives Investment, Banker und Aktienhändler auf satte Gebühreneinnahmen.
Facebook würde selbst mit den genannten 5 Milliarden Dollar noch den größten Internet-Börsengang aller Zeiten hinlegen. Zum Vergleich: Suchmaschinenprimus Google kam im Jahr 2004 auf Einnahmen von 1,7 Milliarden Dollar. Zusammen mit den Aktien, die bei den Alteigentümern verblieben, lag die Gesamtbewertung damals bei 23 Milliarden Dollar. Bis heute sind daraus 189 Milliarden Dollar geworden.
Bereits seit längerem wird über einen Börsengang von Facebook spekuliert. In der jüngeren Vergangenheit hatten Internetfirmen wie das berufliche Netzwerk LinkedIn, das Schnäppchenportal Groupon und der Spieleentwickler Zynga („Farmville“) den Sprung aufs Parkett gewagt. Das war vielfach als Testlauf für Facebook gesehen worden.