Festnahmen, Beschlagnahmungen, Wahl: Die turbulenten FIFA-Tage
Zürich (dpa) - Die Woche fing zumindest relativ ruhig an für den Weltfußballverband FIFA. Am Montag konnte noch keiner um Präsident Joseph Blatter ahnen, was vor den Chef-Wahlen passieren würde. An Dramatik und Turbulenz sind diese Tage letztlich kaum mehr zu übertreffen.
Ein Überblick:
MONTAG, 25. Mai 2015:
- Das FIFA-Exekutivkomitee lehnt eine Änderung der sogenannten Dreifachbestrafung* ab. Es folgt dem Vorschlag von Blatter.
- UEFA-Präsident Michel Platini wirft Blatter in einem Interview vor, der FIFA mit seiner erneuten Kandidatur zu schaden.
- Blatters Gegenkandidat Prinz Ali bin al-Hussein dankt Platini für dessen Hilfe im Wahlkampf. Er sei außerordentlich geehrt.
- Palästinas Verband will den Antrag auf Ausschluss Israels aus der FIFA nicht zurückziehen und beharrt auf der Abstimmung beim Kongress.
DIENSTAG, 26. Mai 2015:
- Erster öffentlicher Auftritt Blatters in der Kongresswoche. „Sie kennen mich, ich bin immer optimistisch“, sagt er in Zürich vor dem Besuch der Sitzung der Verbände aus Nord- und Mittelamerika.
- CONCACAF-Chef Jeffrey Webb vertritt die Blatter-Position, die Zahl der WM-Teilnehmer nicht zu erhöhen. Er gehört noch zum engen Machtzirkel um den Präsidenten.
MITTWOCH, 27. Mai 2015:
- Am frühen Morgen nimmt die Schweizer Polizei mehre hochrangige Funktionäre fest. Szenen wie aus einem Krimi vor einen Nobelhotel.
- Wenige Stunden später: Das FIFA-Hauptquartier wird durchsucht, Material beschlagnahmt.
- Die Schweizer Bundesanwaltschaft erklärt: Es geht um die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar.
- Blatter-Gegenkandidat Al-Hussein reagiert mit als Erster und spricht von einem „traurigen Tag für den Fußball“.
- Die FIFA beruft eine Pressekonferenz ein. Medienchef Walter de Gregorio will sich den Fragen stellen.
- Pressekonferenz I: De Gregorio erklärt, dass Blatter nicht zu den verdächtigten Personen gehört.
- Pressekonferenz II: De Gregorio erklärt, dass der Kongress mit den Wahlen wie geplant durchgeführt wird.
- Pressekonferenz III: De Gregorio betont, dass die WM in Russland ebenso wie in Katar ebenfalls wie geplant laufen sollen.
- Ein weiterer Funktionär wird im Laufe des Vormittags in Zürich festgenommen.
- In den USA teilt das Justizministerium mit: Zu den Festgenommenen gehören die FIFA-Vizepräsidenten Webb und Eugenio Figueredo. Insgesamt 14 Beschuldigte.
- Die Schweizer Justiz teilt mit, dass wegen des Verdachts auf Korruption mehrere Konten gesperrt wurden.
- Die Tragweite wird endgültig deutlich: US-Justizministerin Loretta Lynch und FBI-Direktor James Comey geben eine gemeinsame Pk in New York.
- Lynch spricht von Korruption seit mindestens 24 Jahren. „Sie haben es immer und immer wieder gemacht.“
- Laut Lynch flossen allein im Zusammenhang mit der Copa America 2016 in den USA rund 110 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern.
- Laut US-Justizministerium soll Südafrika für die Vergabe der WM 2010 die FIFA mit zehn Millionen US-Dollar bestochen haben.
- Den Verdächtigten drohen bis zu 20 Jahre Haft. Lynch: Das ist die Höchststrafe in solchen Fällen von organisierter Kriminalität.
- Der Chef der US-Steuerfahndung, Richard Weber, spricht von der WM des Betrugs, „und heute zeigen wir der FIFA die Rote Karte“.
- Russland sieht sich als Gastgeber der Fußball-WM 2018 durch die Festnahmen und Ermittlungen beim Weltverband FIFA nicht belastet.
- Russland Außenministerium bezeichnet die Festnahmen als „illegale Anwendung von US-Recht“ außerhalb des US-Staatsgebiet.
- Die UEFA fordert die Verschiebung der für Freitag geplanten Präsidentenwahl.
- Die Weltverband sperrt am Abend insgesamt elf Funktionäre vorläufig für sämtliche Fußball-Aktivitäten.
- Erste Stellungnahme von Blatter: „Dies ist eine schwierige Zeit für den Fußball.“
- In seiner Heimat Trinidad und Tobago stellt sich der frühere FIFA-Vizepräsident Jack Warner der Polizei.
DONNERSTAG, 28. Mai 2015:
- Das Medienecho ist verheerend. „New York Times“: „Ein erster Schritt wäre, sofort Herrn Blatter zu schassen.“
- Blatter lässt seinen Auftritt beim Medizin-Kongress der FIFA am Morgen kurzfristig absagen.
- Kremlchef Wladimir Putin stellt sich hinter Blatter und wirft den USA ungerechtfertigte Einmischung vor.
- Südafrikas Verband weist die Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit der WM 2010 entschieden zurück.
- Blatter beruft die Vertreter aller sechs Konföderationen zu einer Sondersitzung in Zürich zusammen.
- Die Topsponsoren der FIFA üben zunehmend Druck auf den Weltverband aus.
- Außenminister Frank-Walter Steinmeier verlangt volle Aufklärung: „Korruption vergiftet die Politik und vergiftet den Sport.“
- Die UEFA beschließt nach einem außerordentlichen Treffen: Der FIFA-Kongress wird nicht boykottiert.
- Die UEFA beschließt zudem: Bei der Präsidentschaftswahl wird zu großen Teilen für Prinz Ali bin al-Hussein votiert.
- Die FIFA-Ethikkommission suspendiert Marketingmanager Aaron Davidson für alle nationalen und internationalen Tätigkeiten im Fußball.
- Platini schließt bei Wiederwahl Blatters einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen FIFA-Wettbewerben nicht aus.
- Blatter eröffnet den Kongress: „Sie werden mir zustimmen, dass dies beispiellose und schwierige Zeiten für die FIFA sind.“
FREITAG, 29. Mai 2015
- Demonstration kurz vor Beginn des FIFA-Kongresses für einen Ausschluss Israels aus dem Fußball-Weltverband.
- Die FIFA verlegt die Pressekonferenz mit dem Präsidenten von Freitagabend auf Samstagvormittag (11.30 Uhr).
- Blatter in seiner Begrüßungsansprache: „Machen wir uns an die Arbeit, (...), gehen wir nach vorne, suchen wir die Lösung.“
- Blatter wittert einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Festnahmen dem Wahlkongress.
- Kippt die Blatter-Allianz? Rauball sieht ein mögliches Umdenken bei einigen Anhängern des Amtsinhabers.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert über ihren Regierungssprecher „die Aufklärung dieser Vorwürfe“ vom künftigen FIFA-Präsidenten.
- Eine Bombendrohung gegen den Kongress! Die Polizei in Zürich bestätigt den entsprechenden Eingang.
- Nach der Mittagspause geht es wie geplant weiter. „Alles ist geklärt“, sagte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke.
- Katars Verantwortliche erklären: Die Vorbereitungen für die WM-Endrunde 2022 werden wie geplant fortgesetzt.
- Die britischen Strafverfolgungsbehörden bestätigen Ermittlungen gegen FIFA-Offizielle wegen Korruptionsverdachts
- Der Palästinensische Fußball-Verband zieht kurz vor der Abstimmung seinen Antrag auf einen Ausschluss Israels zurück.