FIFA stimmt für Reformen: 22 Gegner können Projekt nicht kippen
Zürich (dpa) - Unter dem großen Druck der US-Justiz und der eigenen Sponsoren hat die FIFA nach jahrelangen Debatten ihre Statuten reformiert. Der Kongress des Fußball-Weltverbands stimmte in seiner schwersten Krise dem Paket für mehr Transparenz und Gewaltenteilung am Freitag in Zürich zu.
Die Reformen, die unter anderem eine Machtbeschränkung für den Präsidenten und eine Neugestaltung der Exekutive als Council vorsehen, erhielten bei der Versammlung die notwendige Drei-Viertel-Mehrheit.
Insgesamt stimmten 179 von 207 Verbänden für die Reformen. Mit der Reform will der Weltverband die politische von der ökonomischen Entscheidungsebene trennen. Die erwartete Kritik aus Afrika oder Asien blieb aus. 22 Verbände stimmten gegen das Paket, sechs gaben kein Votum ab.
„Wir müssen eine Botschaft an die Welt richten, eine Botschaft der Einheit“, hatte FIFA-Interimspräsident Issa Hayatou aus Kamerun erklärt und die Landesverbände auf die notwendigen Umstrukturierungen eingestimmt. „Die FIFA beginnt ihre Reise mit dem Ziel, Vertrauen wieder herzustellen.“
Auch aus dem deutschen Fußballzirkel war die Notwendigkeit für den Reformprozess schonungslos beschrieben worden. „Wenn das Reformpaket nicht angenommen wird, ist egal, wer Präsident wird, der hätte dann einen Scherbenhaufen“, warnte FIFA-Exekutivmitglied Wolfgang Niersbach.
Öffentliche Kritik kam beim Kongress nur vom Verband aus Palästina, dem die Veränderungen sogar nicht weit genug gehen. „Diese Reformen bedrohen die Zukunft der FIFA. Sie laufen in die falsche Richtung. Der Präsident, der Generalsekretär und der Rat erhalten noch mehr Macht, es gibt kein Gegengewicht. Es gibt keine echte Transparenz“, sagte Verbands-Generalsekretär Gonzalo Boye Tuset.
Die Blockierer aus Afrika und Asien, die einen Reformprozess noch beim Kongress 2014 in Sao Paulo verhindert hatten, weil sie alte Pfründe gefährdet sahen, schwiegen diesmal. Auch Hayatou war lange ein Gegner von Reformen. Nun war die Lage durch die Ermittlungen der US-Justiz im größten Funktionärsskandal und die finanziell schwierige Situation bedrohlich genug, um Zweifler auf Kurs zu bringen.
Die wichtigsten Veränderungen im Überblick:
Der Präsident: Der Chef des Weltverbandes soll repräsentieren und nicht regieren. Verträge über TV- und Marketingdeals werden nicht mehr von ihm gemacht. Er ist Mitglied des Councils und darf den Vorschlag für die Ernennung des Generalsekretärs machen. Seine Regentschaft ist begrenzt auf maximal drei mal vier Jahre. Das Gehalt wird veröffentlicht.
Das Council: Aufsichtsrat statt Regierung. Das neue Gremium ersetzt das Exekutivkomitee. 37 Mitglieder statt 25, inklusive Präsident mit hoher Repräsentation aus Afrika und Asien. Statt die operativen Entscheidungen zu treffen, werden sie im Council nur noch genehmigt. Wie der Präsident müssen die Mitglieder einen Integritätscheck durchlaufen. Auch hier: 3 x 4 Jahre sind die maximale Amtszeit. Laufende Mandate im Exko haben Bestandsschutz.
Der Generalsekretär: Der neue starke Mann wird durch das Council gewählt und kontrolliert. Bei ihm laufen alle operativen Fäden zusammen. Er bestimmt das Alltagsgeschäft. Der Top-Manager ist aber auch unter Beobachtung der Abteilung für korrekte Unternehmensführung.
Die Kommissionen: Nur noch neun statt 26 ständige Kommissionen sollen die Administration schlanker machen. Nicht mehr jedes der 209 FIFA-Mitglieder bekommt einen Posten in Zürich. Die Versorgungs-Kultur für Funktionäre aus aller Welt soll beendet werden. Mindestens die Hälfte der Mitglieder kommen nicht aus der FIFA-Familie, sondern sind externe Experten.
Die Kontrollgremien: Ethikkommission und juristische Gremien wie die Disziplinarkommission werden komplett unabhängig und extern besetzt.
Frauen: Jede Konföderation muss mindestens eine Frau in das Council entsenden. Gleichberechtigung der Geschlechter wird in die Statuten aufgenommen.
Menschenrechte: Die Wahrung der Menschenrechte wird als Ziel in die Statuten aufgenommen.
Konföderationen: Die sechs Kontinentalverbände müssen grundsätzliche demokratische Regularien in ihre Statuten aufnehmen und unabhängige juristische Institutionen installieren.