Flugzeug mit 239 Menschen vor Vietnam verschollen

Kuala Lumpur/Hanoi (dpa) - Auch Stunden nach dem Verschwinden eines Flugzeugs der Malaysia Airlines vor Vietnam ist das Schicksal der 239 Menschen an Bord ungewiss gewesen. Eine groß angelegte Suche mehrerer Länder konnte den Verbleib der Boeing 777-200, die von Kuala Lumpur nach Peking unterwegs war, zunächst nicht klären.

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An den Flughäfen der Hauptstädte von Malaysia und China betreuten Psychologen schockierte Angehörige. Sollte Flug MH370 abgestürzt sein, wäre es eines der schwersten Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre. Vietnamesische Behörden sprachen bereits von einem Absturz.

Die Maschine war um 0.41 Uhr Ortszeit (17.41 Uhr MEZ) gestartet. An Bord waren zwölf Besatzungsmitglieder und 227 Passagiere aus 14 Ländern. 153 Passagiere kamen nach Angaben der Fluggesellschaft aus China. Sie veröffentlichte die Passagierliste, nachdem sie die Angehörigen informiert hatte. Deutsche waren demnach nicht unter den Reisenden. Malaysia Airlines ist die nationale Fluggesellschaft. Sie fliegt mit Boeing und Airbus-Maschinen nach eigenen Angaben täglich 37 000 Passagiere zu 80 Zielen im In- und Ausland.

Die Fluggesellschaft und das malaysische Verkehrsministerium bestätigten zunächst lediglich, dass sie auch einen halben Tag nach dem Verschwinden des Flugs vom Radar keinen Kontakt zur Maschine hatten. Es gab nach Angaben der Airline keinen Notruf, keine Schlechtwetterberichte und der Pilot sei ein erfahrener Mann gewesen.

Flugzeuge sichteten vor der Küste Vietnams einen kilometerlangen Ölteppich, wie der stellvertretende Verkehrsminister Pham Quy Tieu der Nachrichtenagentur dpa sagte. Schiffe und Flugzeuge aus China, Vietnam, Malaysia, Singapur und den Philippinen waren an der Suche nach der Maschine beteiligt.

Das Gebiet des möglichen Absturzes liegt den Angaben zufolge etwa 150 Kilometer vor der Insel Tho Chu vor der Südspitze Vietnams, unweit der Stelle, wo die Maschine sich befand, als der Funkkontakt abriss.

Der Sprecher der Nationalen Rettungskräfte in Vietnam, Generalleutnant Pham Hoai Giang, hatte der Zeitung „VTC News“ gesagt: „Ich kann bestätigen: Die Maschine ist abgestürzt, sie gilt nicht als vermisst.“

Diese Berichte prüfe man, sagte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein. Auch die Airline blieb vorsichtig: „Wir sind immer noch nicht in der Lage, Kontakt herzustellen oder zu sagen, wo sich Flug MH370 befindet“, teilte die Fluggesellschaft am Samstagnachmittag (Ortszeit) mit.

Nachdem es nicht gelungen sei, das Flugzeug am letzten ermittelten Standort zu orten, habe man die Such- und Rettungsaktion ausgeweitet, erklärte der malaysische Ministerpräsident Najib Razak. Auch die USA beteiligten sich an der Suche, sagte der Regierungschef am Flughafen Kuala Lumpur.

Die Siebte US-Flotte teilte mit, ein Zerstörer der US-Marine mit zwei Hubschraubern an Bord sei auf dem Weg vor die vietnamesiche Küste. Das Schiff habe sich zu Übungszwecken im Südchinesischen Meer befunden. Auch ein US-Flugzeug mit besonderen Radaranlagen solltevomMilitärstützpunkt Okinawa in Japan zur Suche starten.

Ein Angebot an die vietnamesischen und malaysischen Behörden, bei der Suche zu helfen, kam auch von Frankreich.

Unter den Reisenden waren laut Airline aus Europa drei Franzosen und ein Niederländer. Ein Italiener, der unter den Passagieren geführt wurde, meldete sich aus Thailand bei seiner Familie.

Auch ein Österreicher, der auf der Passagierliste auftauchte, meldete sich nach Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA. „Er ist wohlauf, gesund und in Österreich“, zitierte die Agentur einen Sprecher des Außenministeriums in Wien. Dem Mann war vor rund zwei Jahren in Thailand der Reisepass gestohlen worden.

In Peking kam Wut über angeblich schleppende Informationen der Fluggesellschaft auf. Auf Twitter kursierten Fotos, die Passagiere noch kurz vor dem Abflug am Flughafen gemacht haben sollen.

„In der Region, in der die Maschine verschwand, wurde zu dem Zeitpunkt keine ungewöhnliche Wetterlage gemeldet“, sagte Vietnams Vize-Verkehrsminister. Es habe keine Anzeichen gegeben, dass das Flugzeug in Not gewesen sei, sagte Malaysia-Airlines-Chef Ahmad Jauhari Yahya in Kuala Lumpur. Der Pilot sei ein erfahrener Kollege mit mehr als 30 Dienstjahren gewesen.

„Wenn beide Piloten damit beschäftigt sind, das Flugzeug vor einem Absturz zu retten, haben sie unter Umständen keine Zeit mehr, sich bei der Bodenkontrolle zu melden“, sagte der Sprecher der Deutschen Flugsicherung, Axel Raab, der Nachrichtenagentur dpa. Er wollte über Ursachen nicht spekulieren, meinte aber: „Es könnte theoretisch ja auch ein terroristischer Anschlag gewesen sein.“

Boeing stellte ein Expertenteam zusammen, um bei der Aufklärung des Unglücks zu helfen, wie das Unternehmen auf seiner Website mitteilte. Dort hieß es auch: „Wir drücken den Familien der Menschen an Bord unser tiefstes Mitgefühl aus.“