Fragen & Antworten: Die Krim - bald wieder russisch?

Kiew (dpa) - Russlands Staatsmedien zeigen Bilder jubelnder Menschen auf der Krim, der Beitritt scheint jetzt nur noch eine Formalität. Die Krim verlässt die Ukraine - allen Drohungen des Westens zum Trotz.

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Der Konflikt beeinflusst die Weltpolitik. Wo liegen die Wurzeln? Und was passiert jetzt? Fragen und Antworten:

Was ist die Krim?

Die Krim ist die größte Halbinsel im Schwarzen Meer und umfasst rund 26 000 Quadratkilometer. Sie ist damit in etwa so groß wie das Bundesland Brandenburg.

Wie setzt sich die Bevölkerung zusammen?

Von den mehr als zwei Millionen Einwohnern sind etwa 25 Prozent Ukrainer und knapp 60 Prozent Russen. Zudem siedelten sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR rund 250 000 Krimtataren wieder dort an, die Stalin in den 1940er Jahren nach Zentralasien deportieren ließ.

Wem gehört die Krim?

Im Verlauf der Geschichte hatte sie viele Herren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie zu Russland. Kremlchef Nikita Chruschtschow, der in der Ukraine aufwuchs, schenkte die Halbinsel 1954 der damaligen Ukrainischen Sowjetrepublik, was in der Sowjetunion zunächst kaum praktische Auswirkungen hatte.

Was passierte nach dem Zerfall der Sowjetunion?

Die Ukraine wurde ein unabhängiger Staat mit der Krim als Bestandteil. 1992 gewährte Kiew der Halbinsel einen begrenzten Autonomiestatus.

Warum will Russland die Krim?

Für Russland ist sie geostrategisch und militärisch von großer Bedeutung. Denn in der Hafenstadt Sewastopol befindet sich die Basis der russischen Schwarzmeerflotte. Die Eingliederung der Krim in der Ukraine durch Chruschtschow wurde als historischer Fehler bewertet. Viele ethnische Russen auf der Halbinsel - aber auch Ukrainer - sind enttäuscht von der politischen Klasse im fernen Kiew und der schlechten wirtschaftlichen Lage, sie wünschen sich schon länger eine Heimkehr zu „Mütterchen Russland“.

Wie kam es zum Referendum?

Im Zuge der zunehmenden politischen Instabilität in der Ukraine bereitete Kremlchef Wladimir Putin - da sind sich ukrainische Nationalisten und Kreml-Gegner einig - die Übernahme der Krim generalstabsmäßig vor. Nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch und der Bildung einer prowestlichen Übergangsregierung in Kiew beraumten prorussische Kräfte im Eiltempo ein Referendum an. Putin erkennt die neue Regierung in Kiew nicht an und behauptet, sie bedrohe die russische Minderheit in der Ukraine.

Was war Gegenstand des Referendums?

Die rund 1,8 Millionen Wahlberechtigten konnten wählen zwischen einer Vereinigung der Krim mit Russland oder der Wiederherstellung der Gültigkeit der Krim-Verfassung von 1992 und für einen Status der Krim als Teil der Ukraine. Anders als im aktuellen Text der Verfassung der Ukraine steht im Grundgesetz von 1992 nicht, dass die Krim ein unveräußerlicher Teil der Ukraine sei.

Wie ging die Volksabstimmung aus?

Nach Angaben der Wahlkommission stimmten rund 97 Prozent für die Angliederung an Russland.

Und wie geht es jetzt weiter?

Die EU und die USA erkennen das Referendum - ebenso wie Kiew - nicht an, weil es aus ihrer Sicht gegen das Völkerrecht und die Verfassung der Ukraine verstößt. Sie weiteten am Montag ihre Sanktionen aus, um Putin zu bestrafen und zur Rückkehr zum Dialog zu zwingen. Russland treibt unterdessen die Eingliederung der Krim voran.

Besteht die Gefahr eines Krieges und einer Ausweitung des Konflikts auf andere Regionen?

Der Russland-Experte Ewald Böhlke von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sagt ja. „Niemand soll sich Illusionen machen und glauben, er hat das im Griff. Denn solche Prozesse sind irrational zum Teil, sie sind spontan, sie sind nicht planbar, und wir haben ja auf dem Maidan und anderswo gesehen, es reicht manchmal ein kleiner Funke, und schon gibt es eine Riesenflamme.“ Es sei davon auszugehen, dass in der Ost- und Südukraine andere Gebiete zumindest „in den Sog“ des Krim-Referendums kommen. Zudem hätten etwa in der Republik Moldau viele Menschen Angst vor einem ähnlichen Szenario.