Fragen und Antworten: Die Suche nach der EHEC-Quelle
Berlin (dpa) - Seit das Erbgut des EHEC-Erregers entziffert ist, hat die Suche nach seiner Herkunft von Neuem begonnen. Klar ist bislang nur, dass die auf den zunächst in Verdacht geratenen Gurken aus Spanien entdeckten Bakterien nicht dem neuen Typ entsprechen.
Wie wird gesucht?
Auf zwei Wegen wird nach der EHEC-Quelle gefahndet: zum einen über die Patienten, zum anderen über die belasteten Lebensmittel. Das deutsche Lagezentrum für die Daten über Erkrankte und bei ihnen gefundene Erreger ist im Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelt.
Lebensmittelüberwachung ist Ländersache. Die zuständigen Ämter waren Anfang des Jahres schon einmal überdurchschnittlich stark gefragt: für die Untersuchung von Eiern auf Dioxin. Ein nationales EHEC-Fachlabor für Lebensmittel hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das zum Bundesverbraucherministerium (BMELV) gehört. Dieses wiederum dient als Schnittstelle und leitet zum Beispiel Warnhinweise an ander Bundesländer und die EU weiter.
Im Ministerium gibt es täglich Telefonkonferenzen mit den entsprechenden Instituten sowie Schalten der Länder mit dem Bund.
Werden nun alle Lebensmitteln überprüft?
Nein, Lebensmittelkontrollen erfolgen stichprobenartig. Unter den aktuellen Umständen, gibt es aber eine Risikobewertung, die auch die Lebensmittelüberwachung beeinflusst. Nach BMELV-Angaben haben Tomaten, Gurken und Salat im Raum Norddeutschland Priorität. Darüber hinaus würden aber auch in ganz Deutschland andere Obst- und Gemüsesorten getestet sowie Wasser- und Bodenproben genommen.
Die Lebensmittelkontrolleure versuchen, die komplette Lieferkette zu entschlüsseln - vom Acker über den Großhändler bis zum Restaurant oder Supermarkt.
Weder lässt sich eine Infektionsgefahr bei anderen Lebensmitteln ausschließen, noch sind alle im Handel erhältlichen Gurken, Tomaten und Salatköpfe hundertprozentig EHEC-frei. Das Risiko liegt beim einzelnen Verbraucher, betonten BfR-Präsident Andreas Hensel am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“.
Wie wird der EHEC-Ursprung im Gesundheitsbereich gesucht?
Erkenntnisse über die EHEC-Quelle sollen vor allem die Patienten bringen. Sie werden seit Beginn der Epidemie gezielt befragt, was sie zum Beispiel wann wo gegessen haben. Dabei stand ziemlich schnell fest, dass die „klassischen Verdächtigen“ wie Rohmilch und rohes Fleisch in diesem Fall nicht die EHEC-Träger waren, wie Susanne Glasmacher vom RKI erklärt.
Um die Angaben der Erkrankten richtig einordnen zu können, wurden ihren Angaben nach in mehreren Städten gesunde Menschen nach ihren Essgewohnheiten der vergangenen Tage befragt. Zudem laufe eine Online-Umfrage, um eine möglichst große Vergleichsgruppe zu haben, sagte Glasmacher.
Wer untersucht die bei Patienten genommenen EHEC-Proben?
Das kann jede Klinik selbst machen. Das federführende Referenzlabor für das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) sitzt in Münster. Dort wurden bereits ein erster Schnelltest entwickelt und das Erbgut des aktuellen Erregerstamms entziffert.
Eignen sich die ausländischen Infizierten besonders gut für die Suche, weil sie nur selten in Deutschland gegessen haben?
„Leider gibt es da oft keinen statistischen Zusammenhang“, sagte Glasmacher. Dabei würden sogar Kassenzettel kontrolliert. Es sei aber bereits festgestellt worden, dass die meisten Touristen während ihres Deutschlandaufenthalts im Norden des Landes waren.
Gibt es eine konkrete Spur zu der Quelle?
Bislang noch nicht, wie die zuständigen Stellen übereinstimmend sagen. Der Leiter des BfR-Referenzlabors, Lothar Beutin, sagte aber: „Die Quelle liegt nach den Fallzahlen und der Herkunft der Fälle wahrscheinlich in Deutschland.“