Kieler Mediziner: Erreger aggressiver als gedacht
Kiel (dpa) - Der EHEC-Erreger ist nach Einschätzung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) noch aggressiver als zunächst angenommen. Er sei eine Kombination aus einem Bakterium, das in Zentralafrika blutige Darmentzündungen verursache und dem hier bekannten EHEC-Erreger.
„Hier sind zwei tödliche Keime miteinander vereinigt“, sagte der Direktor der Kieler Klinik für Innere Medizin, Prof. Stefan Schreiber, am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Wir müssen extrem gewappnet für schwere Komplikationen sein.“
Der zentralafrikanische EAEC-Erregers (Enteroaggregative E.coli) könne bei Menschen schwere Schäden infolge blutiger Durchfälle auslösen. Die Kombination mit EHEC berge nun mehr Probleme als bislang gedacht. „Dieser Keim hat alle heimtückischen Eigenschaften, um sich im Darm zu verhaften, ihn maximal zu entzünden und er produziert zusätzlich Toxine, die HUS und die schweren neurologischen Nebenwirkungen verursachen.“ Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist eine besonders schwere Verlaufsform der Infektion mit dem EHEC-Erreger. Im UKSH liegen derzeit knapp 100 Patienten mit HUS.
Die Identifizierung habe auch Auswirkungen auf die Therapie der Patienten. So sei über eine frühere Therapie mit Antibiotika nachzudenken, weil EAEC-Erreger darauf anspringen.
Wie sich das neue Bakterium gebildet hat, ist dem Gastroenterologen zufolge unklar. „Das ist ein Gen-Experiment der Natur.“