Fragen und Antworten: Schweiz schockt die Finanzmärkte

Zürich (dpa) - Jahrelang hat die Schweizer Notenbank (SNB) den Franken mit Euro-Käufen künstlich billig gehalten. Denn: Je teurer der Franken, desto schlechter ist das für Export-Unternehmen. Ihre Waren sind in anderen Ländern dann teurer und damit weniger wettbewerbsfähig.

Nun stoppte die Notenbank völlig überraschend ihre bisherige Politik.

Was hat die Nationalbank gemacht?

Um die eigene Währung schwächer zu machen, hat die Schweizer Notenbank (Schweizerische Nationalbank, SNB) seit 2011 an den Devisenmärkten immer wieder Euro gekauft, damit der Euro mindestens 1,20 Franken kostet. Immer wenn für einen Euro weniger gezahlt werden musste - der Franken also stärker war - griff die Notenbank ein. Diese Politik gibt sie jetzt auf. Prompt schoss der Franken in Höhe.

Die Notenbank entschied am Donnerstag aber noch etwas anderes: Die Währungshüter erhöhten den „Strafzins“ für Guthaben auf Girokonten bei der Nationalbank. Wird ein bestimmter Freibetrag überstiegen, werden statt bisher 0,25 Prozent jetzt 0,75 Prozent fällig. Zugleich hält sich die Notenbank den Ankauf ausländischer Währungen offen.

Warum ist ein starker Franken ein Problem für die Wirtschaft?

Für die Exportwirtschaft des Alpenlandes ist die starke Währung eine enorme Belastung. Verbrauchern ist die Schweiz vor allem durch Käse, Schokolade und Uhren bekannt - viel wichtiger sind aber Exportgüter wie Pharmaprodukte und Maschinen. Ein starker Franken verteuert die Ausfuhr der Waren und nagt so an der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

Die Euro-Länder sind die wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Im Jahr 2013 gingen nach Angaben des Bundesamtes für Statistik 39,3 Prozent der Schweizer Exporte nach Deutschland, auf Rang zwei folgten die USA und dann die Euro-Länder Frankreich und Italien. Auch die Tourismus-Branche bekommt die Stärke des Frankens zu spüren, weil Urlaub in dem Alpenland teurer wird. In den letzten Jahren sei die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus Europa stetig gesunken, erklärten die Statistiker. Für die Touristen werde die bereits teure Schweiz jetzt noch teurer, warnte der Schweizer Tourismus-Verband (STV).

Gibt es weitere Gründe für die Entscheidung?

Ja, zum Beispiel die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: Die Europäische Zentralbank dürfte am 22. Januar entscheiden, mit Anleihekäufen weitere Milliarden in den Markt zu pumpen. Das könnte den Euro schwächen. Die SNB müsste noch mehr Euro kaufen, um den Franken schwach zu halten. Die Zentralbank habe erkennen müssen, wie schwer es ist, eine solche Marke zu halten. Nun habe sie das Ende mit Schrecken statt des Schreckens ohne Ende gewählt, sagte Pia Kater von der Deutschen Bank.

Warum ist der Franken so stark?

Neben Gold gilt der Franken vielen Anlegern als „sicherer Hafen“ in unsicherer Zeit. Vor allem darum kaufen Anleger die Schweizer Währung.

Wer profitiert von der Entscheidung?

Durch die Freigabe des Schweizer Franken zum Euro rechnen Einzelhändler in Baden-Württemberg besonders in Grenznähe mit wachsendem Shoppingtourismus. Einkaufen in Deutschland werde für Schweizer nun noch günstiger, sagte Olaf Kather, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Südbaden. Davon dürften die Händler in Deutschland, aber auch in anderen angrenzenden Euroländern, profitieren.