Gaucks rasante Nominierung von 2012
Berlin (dpa) - Der 19. Februar 2012 ist sowohl für die schwarz-gelbe Koalition als auch für den damals 72-jährigen Joachim Gauck ein aufregender Tag. Nach dem affärenbedingten Rücktritt von Christian Wulff braucht die Republik einen neuen Bundespräsidenten.
Doch FDP und CDU sind sich alles andere als einig. Am Sonntagnachmittag ist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch gegen Gauck, die FDP plädiert für den früheren DDR-Bürgerrechtler. Dabei hatte Gauck zwei Jahre zuvor als Bewerber von SPD und Grünen die Bundespräsidenten-Wahl gegen Wulff verloren. Doch da der CDU-Mann nicht mehr im Amt ist, steht der bereits abgeschriebene Gauck plötzlich wieder als Kandidat im Raum.
Am frühen Sonntagabend sind die Spannungen zwischen Union und FDP enorm, die Koalition steht auf der Kippe. Schließlich gibt Merkel nach. Dann geht alles ganz schnell.
Gauck ist gerade in Berlin mit dem Flugzeug gelandet und sitzt im Taxi, als ihn der entscheidende Anruf der Kanzlerin erreicht. Er lässt sich direkt zur Pressekonferenz ins Kanzleramt fahren. Zeit für eine Dusche bleibt nicht: „Ich bin noch nicht mal gewaschen“, sagt der einstige Chef der „Gauck-Behörde“ für die Stasi-Akte - und begibt sich vom politischen Altenteil ins höchste deutsche Staatsamt.