Gerke: Bei Griechenland-Rettung falschen Weg gegangen
München (dpa) - Der Bankenexperte Wolfgang Gerke zweifelt nach der Einigung auf einen Schuldenschnitt für private Griechenland-Gläubiger am Erfolg der Rettungsaktion.
„Man ist den falschen Weg gegangen“, sagte der Präsident des bayerischen Finanzzentrums am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Die Politiker wollten aus Angst um die internationalen Geldinstitute mit allen Mitteln verhindern, dass Griechenland den Euro aufgibt. „Ich fürchte aber, dass der Schritt doch noch kommt“.
Auch mit dem nun vereinbarten freiwilligen Abschlag der privaten Gläubiger bis zu 53,5 Prozent auf den Wert der ausstehenden Griechenland-Anleihen sei längst nicht garantiert, dass das Land seine Schuldenlast bis 2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zurückfahren könne. Für einige Banken im In- und Ausland, die nicht rechtzeitig Vorsorge getroffen hätten, werde der in der Nacht in Brüssel ausgehandelte Schuldenschnitt schmerzhaft sein, sagte Gerke.
Der wirklich Leidtragende aber bleibe der griechische Normalbürger. „Der kleine Mann kriegt immer weniger Lohn, die Preise bleiben aber Euro-Preise. Man hätte Griechenland stattdessen Hilfe im Austausch zum Ausstieg aus der Euro-Zone anbieten sollen“, ist Gerke überzeugt. Mit einem Devisensperrkonto hätte eine Kapitalflucht der Vermögenden verhindert werden können. Allein 200 Milliarden Euro seien in die Schweiz transferiert worden, kritisierte Gerke.