Gespannte Ruhe in Tunesien - Chaos in der Nacht
Tunis/Paris (dpa) - Nach der Flucht des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali ins saudi-arabische Exil herrschte am Morgen gespannte Ruhe im Land. In der Nacht war es ungeachtet der nächtlichen Ausgangssperre in Tunis erneut zu Unruhen gekommen.
Kriminelle Banden hätten von dem Chaos profitiert und Geschäfte geplündert, sagte der Oppositionspolitiker Mustafa Ben Jaafar am Morgen dem Sender France Info. Mehrere Verwaltungsgebäude seien angegriffen worden.
In der Nacht hatte es zudem Berichte über einen in Flammen stehenden Bahnhof sowie brennende Supermärkte in Tunis gegeben. Auch ein Krankenhaus soll angegriffen worden sein. Wegen der nächtlichen Ausgangssperre war ein Überblick über den Schaden zunächst schwierig.
Der Sturz von Ben Ali sei letztlich nicht so überraschend gewesen, sagte der Oppositionspolitiker Ben Jaafar. „Das Regime war seit langem gefallen.“ Es seien viele Oppositionsbewegungen zusammengekommen, die seit langem in verschiedenen Bereichen aktiv gewesen seien. „Aber der vergangene Monat war besonders wichtig: Die Bevölkerung ist aufgewacht und hat ihre Angst verloren.“
Am Freitag hatte Ben Ali nach einem knappen Vierteljahrhundert an der Macht den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt. Die Macht übertrug er Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi, der nun als Interims-Präsident regiert.