Godzilla: Sinnbild japanischer Urängste

Tokio/Moskau (dpa) - Die Urängste der Japaner vor Atomkatastrophen und unbeherrschbaren Naturgewalten verkörpert seit mehr als 50 Jahren wie kaum ein anderes Symbol das Filmmonster Godzilla.

Die durch radioaktive Strahlung mutierte Riesenechse stampft mit erdbebenhafter Wucht seit der ersten Filmversion 1954 von Ishiro Honda durch die Kinowelt. Godzilla ist mit seiner zerstörerischen Kraft und dem nuklearen Atemstrahl längst zu einer Ikone der japanischen Popkultur geworden - und auch in Videospielen, Comics und Büchern präsent.

Die Bilder der Unterhaltungskultur von diesen Weltuntergangsszenarien werden nun allerdings auf erschreckende Weise durch die Realität in Japan eingeholt. Gerade in den Godzilla-Filmen werden Schreckensfantasien der Japaner ausgelebt und verarbeitet. Dabei geht es wie aktuell im richtigen Leben immer auch um menschliche Ohnmacht und Versagen.

Film- und Kulturexperten haben Godzilla nicht zuletzt als Sinnbild für die Ängste der Menschen nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki beschrieben. Die Fantasiefigur habe das Bewusstsein vieler Menschen darüber mitgeprägt, dass solche Katastrophen wieder passieren können. Zu den inzwischen Dutzenden Godzilla-Filmen gehört auch der mit reichlich Spezialeffekten gespickte Streifen von Roland Emmerich aus dem Jahr 1998. Für 2012 plant die Kinoindustrie laut US-Medien eine neue Rückkehr des japanischen Urmonsters.

Anders als in der nachdenklichen und ernsten Godzilla-Version von Honda geht es in den heutigen Science-Fiction- und Horror-Streifen aber oft nur darum, das Unvorstellbare mit Filmbildern sichtbar zu machen. Der US-Filmexperte Terrence Rafferty sieht in Godzilla einen Teil der japanischen Identität und die Fähigkeit der Menschen dort, mit größten Tragödien fertig zu werden. In der wechselhaften Filmgeschichte hatte das saurierähnliche Monster etwa von Mitte der 1960er bis Ende der 70er Jahre eine Zeitlang sogar menschliche Züge.