Gewalt und Vertreibung Gründe für die Hungersnot im Südsudan

Juba/Nairobi (dpa) - Felder und Äcker liegen brach, sämtliche Reserven sind aufgebraucht, die Preise für Nahrungsmittel viel zu hoch.

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Nach Jahren blutiger Kämpfe ist die humanitäre Lage im Südsudan katastrophal: Nahezu fünf Millionen Menschen haben nicht genug zu essen, eine Million Einwohner sind von einer Hungersnot bedroht, rund 100 000 schweben wegen Unterernährung bereits in Lebensgefahr. Die Ursachen der Krise sind menschengemacht. Ein Überblick:

BÜRGERKRIEG: Die Hoffnung auf ein friedliches Leben wurde Ende 2013 begraben. Nur zwei Jahre nach der Unabhängigkeit vom Sudan forderten bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Präsidenten Salva Kiir und seines ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar Zehntausende Tote. Die Vereinten Nationen warnten im Dezember vor einem Völkermord.

ETHNISCH MOTIVIERTE VERBRECHEN: In einigen Gebieten des Landes sind gezielte Angriffe auf einzelne Volksgruppen an der Tagesordnung. Die systematischen Maßnahmen reichen nach UN-Angaben von Massenvergewaltigungen über Plünderungen und dem Niederbrennen ganzer Dörfer bis hin zum Aushungern Gefangener.

ERNTEAUSFÄLLE: Aus Angst vor Überfällen bewirtschaften Kleinbauern ihre Ländereien nicht. Felder liegen brach. Die Landwirte und ihre Familien müssen daher von den Pflanzen oder Fischen leben, die sie gerade finden oder fangen. Zu wenig Regenfälle in Folge des Klimaphänomens El Niño beeinträchtigten zudem die Ernten im Vorjahr.

FLÜCHTLINGSSTROM: Nach Schätzungen der UN haben rund 3,4 Millionen Menschen wegen der andauernden Gewalt ihr Zuhause verloren. 1,9 Millionen sind Vertriebene im eigenen Land. Sie suchen Schutz in sichereren Gebieten oder in Flüchtlingscamps. Doch die Bedingungen in den Lagern sind schlecht; es fehlt an Zelten, Wasser und Hygiene. Die meisten der Flüchtlinge sind von Nahrungsmittellieferungen abhängig. 1,5 Millionen Südsudanesen sind ins Ausland geflohen.

BEHINDERUNGEN VON HILFSORGANISATIONEN: Für die Helfer etwa von UN-Organisationen ist es schwierig, die leidende Bevölkerung zu erreichen. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind Lieferungen auf dem Landweg aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse und der prekären Sicherheitslage häufig nicht möglich. In abgelegenen Gebieten werden Helikopter eingesetzt. Die Armee versperrt Helfern zudem oft den Zugang zu Betroffenen.

WIRTSCHAFTSKRISE: Wegen der Kämpfe hat sich die Wirtschaft kaum entwickelt. Der Südsudan ist zwar reich an natürlichen Ressourcen, aber verhältnismäßig unterentwickelt und von Subsistenzlandwirtschaft geprägt. Das Bruttoinlandsprodukt ist nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) seit der Unabhängigkeit 2011 um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Seit der Wechselkursfreigabe Ende 2015 ist die Inflation massiv gestiegen - bis Mitte 2016 auf 300 Prozent. Der Wert des Pfunds wird auf dem Schwarzmarkt bestimmt. Ende 2016 mussten die Einwohner der Welthungerhilfe zufolge im Schnitt 80 Prozent ihres Geldes für ihr Essen ausgeben.