Clinton kandidiert als US-Präsidentin Hillarys größter Gegner im Wahlkampf: Hillary
Washington (dpa) - Nun ist es endlich offiziell. Hillary Clinton steigt zum zweiten Mal ins Rennen ums Weiße Haus ein - als Kämpferin für die Mittelschicht, für aufstrebende Familien, wie sie in ihrem ersten Wahlkampfvideo wissen ließ.
Begleitet wurde der doch schon seit langem erwartete Einstieg in den Wahlkampf von einem enormen Medienwirbel, und das wirft bereits ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, die auf die ehemalige First Lady zukommen. Derart prominent zu sein, schon so viele Jahre im Rampenlicht zu stehen - das wird es schwer machen, als Kandidatin mit frischen Ansätzen und nicht als Politikerin von gestern verstanden zu werden - zumal nach einem gescheiterten ersten Anlauf.
Diesmal ist Hillarys Ausgangspunkt anders. Im Gegensatz zu 2008 zeichnet sich kein ernsthafter innerparteilicher Konkurrent ab, der sie bereits im Vorwahlkampf stoppen könnte - wie damals Barack Obama. Aber das heißt bisher nur, dass sie wohl davon ausgehen kann, Spitzenkandidatin ihrer Partei zu werden. Es bedeutet noch lange nicht, dass die 67-Jährige damit rechnen kann, sozusagen mit Rückenwind ins Weiße Haus zu segeln.
Nicht nur zeichnet sich bei den Republikanern ein dichtes und qualifizierteres Bewerberfeld als bei den vergangenen zwei Wahlen ab. Darüber hinaus hat es die Demokratin wie schon 2008 mit einem anderen potenziell noch gefährlicheren Gegner zu tun: sie selber.
Die jüngste E-Mail-Affäre um Clinton ist ein deutlicher Warnschuss, auf welchem Minenfeld sich die ehemalige First Lady bewegt. Dass sie als Außenministerin entgegen allen Gepflogenheiten ihren privaten Account für dienstliche Korrespondenzen nutzte, hat viele Kritiker und Skeptiker in ihrer Auffassung bestärkt, dass sie geheimniskrämerisch und nicht vertrauenswürdig sei - ein Image, das beiden Clintons seit ihren Jahren im Weißen Haus hartnäckig anhaftet.
Sogar Clinton-Freunde rauften sich angesichts dieses Déjà-vu die Haare, dachten zurück an die Serie der Skandale, die sich um die Clintons ranken. „Erinnerst du dich an Whitewater? An Filegate? An Travelgate? Erinnerst du dich an Pardongate?“ fragte etwa der frühere Clinton-Strategist James Carville in einer MSNBC-Sendung.
Aber der Hillary und Bill Clinton anhaftende Ruf, es mit Moral und Ethik nicht allzu genau zu nehmen, ist nur einer von einer ganzen Reihe von möglichen Handicaps der ehemaligen First Lady im bevorstehenden Wahlkampf. 2008 kam sie als überheblich über, als eine Prominente, ja eben eine Clinton, die glaubt, dass sie sich das Präsidentenamt nicht verdienen muss, sondern dass es ihr zusteht. Die Wahlkampfmaschine, die sie einsetzte, wirkte protzig und klotzig, rollte wie eine Dampfwalze - mit einem Netzwerk an reichen spendablen Unterstützern im Rücken, das viele schlicht als Clinton-Mafia bezeichneten.
Und kühl wirkte Hillary häufig, und wenn sie sich bürgernah zeigte, schien das oft gestelzt. Viele Experten bescheinigten ihr große technokratische Fähigkeiten, aber geringe Inspirationskraft.
So steht Clinton mehr als anderen Bewerber unter dem Druck, es von Anfang an richtig zu machen, weil sie alten Ballast so schnell wie möglich los werden muss. Und wie es aussieht, hat sie erkannt, wo sie hauptsächlich ansetzen muss. Sie denkt anscheinend in kleineren Kategorien. Statt ihre Kandidatur auf einer öffentlichen Wahlkampfveranstaltung mit Pomp und Massenjubel zu erklären, entschied sie sich für die sozialen Medien, ein Internet-Video, in dem sie amerikanische Durchschnittsfamilien aus verschiedenen ethnischen Gruppen in den Vordergrund rückte, ihre Wunschträume, ihre Ziele, und nicht sich selbst.
Und im kleineren Format soll es zumindest auch zunächst weitergehen: Gespräche mit Bürgern in Cafés, Restaurants und im Wohnzimmer und weniger Auftritte auf großen Plätzen oder in größeren Hallen.
Das solle es ihr ermöglichen, den Menschen zu erklären, „warum sie kandidiert und dass sie bereit ist, dafür hart zu arbeiten, nichts als selbstverständlich betrachtet“, sagt Jerry Crawford, ein Clinton-Unterstützer in Iowa, das traditionell in Form von Parteiversammlungen den Vorwahl-Reigen eröffnet und Clintons erstes Reiseziel als offizielle Kandidatin sein wird.
„Ich glaube, und Hillary glaubt es auch, dass es wichtig ist, dass sie ins Feld geht, als ob sie sich noch nie zuvor um ein Amt beworben hat, und eine Verbindung zu den Wählern herstellt“, schrieb Ehemann Bill kürzlich im Magazin „Town&Country“. Seine eigene Rolle sieht er primär als Ratgeber hinter den Kulissen - jedenfalls vorläufig. Das fällt etwas schwer zu glauben - nicht nur deshalb, weil der Expräsident bekannterweise ein begnadeter Redner ist und beileibe nicht an einem unterentwickelten Ego leidet. Aber auf der anderen Seite hat er seiner Frau vor sieben Jahren bei seinen Wahlkampfauftritten nicht immer genützt - eher im Gegenteil.
Macht er es diesmal besser? Diese Frage allein zeigt, wie schwer es für Hillary werden dürfte, die Vergangenheit abzuschütteln. So haben sich republikanische Konkurrenten genüsslich auf „Mailgate“ gestürzt. Und es geistert süffisant ein Slogan für Hillarys zweiten Anlauf durch den Blätterwald und Cyberspace: Back to the future - zurück in die Zukunft.