Hintergrund: Anti-Terror-Plan „Vigipirate“
Paris (dpa) - Aus Sorge vor möglichen Terroranschlägen gilt in Frankreich seit 2005 die zweithöchste Stufe des Alarmplans „Vigipirate“. Sie sieht auf allen öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen, Flugplätzen und selbst auf dem Pariser Eiffelturm Patrouillen von Polizisten und Soldaten vor.
Ausgerufen wurde die zweithöchste Alarmstufe nach den Selbstmordanschlägen vom Juli 2005 in London, denen mehr als 50 Menschen zum Opfer fielen. Der Begriff „Vigipirate“ setzt sich aus „vigilance“ (Wachsamkeit) und „pirate“ (Seeräuber oder Bandit) zusammen.
Ausgearbeitet wurde der Plan mit den Stufen gelb, orange, rot und scharlachrot von der Abteilung Nationale Sicherheit (Secrétariat général de la défense et de la sécurité nationale/SGDSN), das beim Premierminister angesiedelt ist. 1981 ins Leben gerufen, wurde der Plan in den Folgejahren mehrfach verschärft - besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA. Zuletzt waren für Überwachungsmaßnahmen in Frankreich rund 3400 Polizisten und Soldaten abgestellt.
Hintergrund ist unter anderem die islamistische Terrororganisation Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI). Sie hatte wiederholt mit Anschlägen gegen französische Einrichtungen gedroht und sich auch zur Entführung von Franzosen bekannt.
Die von Präsident Nicolas Sarkozy am Montagabend für den Großraum Toulouse erstmals verhängte höchste Alarmstufe verschärft die Maßnahmen noch. Sie geht von unmittelbar bevorstehenden größeren Anschlägen aus und sieht unter anderem auch Kontrollen in Zügen oder Luftraum-Beschränkungen vor.
Nach Angaben der zuständigen Präfektur Haute-Garonne sollen im konkreten Fall vor allem die Sicherheitsmaßnahmen vor jüdischen und muslimischen Einrichtungen, aber auch vor Schulen und Einkaufszentren, Verwaltungszentren, Militäranlagen, Parkplätzen und Verkehrsknotenpunkten verstärkt werden. Zudem sind Gepäck- und Fahrzeugkontrollen möglich. Die für städtische Aufgaben zuständige kommunale Polizei wird bewaffnet.