Hintergrund: Arabische Länder im Umbruch
Berlin (dpa) - Mit der „Jasmin-Revolution“ in Tunesien begann Ende 2010 der Arabische Frühling. Seitdem ist die Region in Aufruhr. Ein Blick auf die wichtigsten Umbruchländer:
ÄGYPTEN: Nach Massenprotesten wurde Langzeit-Herrscher Husni Mubarak im Februar 2011 gestürzt, das Militär übernahm die Macht. Ende Juni 2012 wurde Mohammed Mursi, Kandidat der Muslimbruderschaft, nach seinem Wahlsieg als neuer Präsident vereidigt. Doch das Land kommt nicht zur Ruhe. Der autoritäre Führungsstil des islamistischen Staatsoberhaupts sorgte immer wieder für blutige Proteste. Die dramatische Wirtschaftslage verschärfte die Situation noch. Die Armee setzte Mursi Anfang Juli 2013 ab. Zwischen Anhängern und Gegnern tobt seitdem ein noch blutigerer Kampf um die Macht.
SYRIEN: Der Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad begann im März 2011. Mittlerweile tobt im Land ein Bürgerkrieg, in dem nicht nur Regierung und Rebellen, sondern auch verschiedene ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander kämpfen. Nach UN-Schätzungen kamen bereits mehr als 100 000 Menschen ums Leben. Die internationale Gemeinschaft ist in der Frage weiter zerstritten, die Diplomatie tritt auf der Stelle. Einen Dialog zwischen Regierung und Opposition gibt es ebenfalls nicht.
LIBYEN: Das nordafrikanische Land hat seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi mit Parlamentswahl und Regierungsbildung einige Schritte in Richtung Demokratie unternommen. Große Herausforderungen für die Regierung sind die schlechte Sicherheitslage und zahlreiche bewaffnete Milizen, die im Kampf gegen Gaddafi erstarkt waren. Der neuen Regierung ist es bisher nicht gelungen, die mächtigen Gruppen zu entwaffnen. Bei Zusammenstößen mit Milizionären kamen im Juni 2013 in der Hafenstadt Bengasi mindestens 31 Menschen ums Leben. Sie hatten die Auflösung der Milizen gefordert.
TUNESIEN: Fast genau ein Jahr nach dem Beginn des Aufstands gegen den Langzeit-Herrscher Zine el Abidine Ben Ali wurde bei den ersten freien Wahlen Ende 2011 Moncef Marzouki zum neuen Präsidenten gewählt. Nach der Ermordung des Oppositionspolitikers Chokri Belaïd durch islamistische Extremisten eskalierte die Lage erneut. Es kam zu schweren Unruhen und einem Generalstreik. Der islamisch-gemäßigte Regierungschef Hamadi Jebali trat im Februar 2013 zurück. Seit März ist eine neue Regierung mit politisch unabhängigen Experten im Amt, die das Land aus der Krise führen soll. Neuwahlen sind geplant. Auch hinter dem jüngsten Mord an dem Oppositionellen Mohamed Brahmi werden Extremisten vermutet.
JEMEN: Nach monatelangen Protesten erklärte Langzeit-Präsident Ali Abdullah Salih im November 2011 seinen Machtverzicht. Seitdem kämpft das Land mit den Folgen des Umbruchs. In dem Armenhaus im Süden der Arabischen Halbinsel haben Aufständische massiv an Einfluss gewonnen. Immer wieder gibt es Anschläge. Die jemenitische Armee geht hart gegen die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehenden Dschihadisten vor. Die USA hilft mit Drohnen. Von Protesten überschattet begann im März 2013 der lange erwartete Dialog von Revolutionsgruppen und Parteien, der die größten Probleme des Landes lösen soll.