Hintergrund: Darum hadert die SPD mit Gabriel

Berlin (dpa) - Als SPD-Chef hat Sigmar Gabriel, der die Partei nach der Wahlpleite 2009 aus der Krise und 2013 in die große Koalition mit der Union führte, ein Zugriffsrecht auf die nächste Kanzlerkandidatur.

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Warum aber wird der Vizekanzler in den eigenen Reihen immer wieder infrage gestellt?

KURSWECHSEL: Ob die Diskussion mit Pegida-Leuten in Dresden, die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung oder der zeitweise diskutierte Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone - Gabriel stößt seine Partei regelmäßig mit nicht abgesprochenen Alleingängen und Interviews vor den Kopf.

STILFRAGEN: Gabriel wird selbst von Kritikern zugebilligt, dass er wie kaum ein anderer Politiker Stimmungen riechen und daraus politisch Kapital schlagen kann. Oft hat er aber sein Temperament nicht im Griff, reißt dann ein, was er gerade aufgebaut hat. So zofft er sich nicht nur mit TV-Journalistinnen, sondern auch mit SPD-Funktionären, die er für verbohrt hält. Beim Parteitag ließ er sich von Juso-Chefin Johanna Uekermann provozieren, die er rüde abkanzelte. Das kostete ihn einige Prozentpunkte. Ein Versöhnungsgespräch soll nicht wirklich etwas gebracht haben. Auch Justizminister Heiko Maas oder Ex-Generalsekretärin Yasmin Fahimi wurden von Gabriel auf offener Bühne verspottet.

STRATEGIE: Bis in die Parteispitze hinein gibt es erhebliche Zweifel, ob Gabriel ein Rezept hat, die SPD erfolgreich aus dem 20-Prozent-Loch zu führen. Im Dezember sollte die SPD nach seinem Willen noch wirtschaftsfreundlicher werden, jetzt geht es wieder mehr nach links. Bislang sieht es so aus, als ob der 56 Jahre alte Bundeswirtschaftsminister dennoch im nächsten Jahr Kanzlerkandidat wird. Gabriels Rivalen Andrea Nahles oder Olaf Scholz wollen 2017 nicht den Kopf hinhalten, warten auf bessere Zeiten. So bleibt es bis auf weiteres in der SPD bei der One-Man-Show Gabriel.