Hintergrund: Das umstrittene Sprachengesetz

Kiew (dpa) - Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor mehr als 20 Jahren legt Russland großen Wert auf den Schutz seiner Minderheiten im Ausland. Streit gibt es häufig über Sprachengesetze. I

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mmer wieder wirft die Regierung in Moskau etwa den baltischen EU-Staaten wie Estland oder Lettland, die früher zur UdSSR gehörten, die Verletzung von Menschenrechten vor. Diese Kritik bezieht sich auf den Umgang mit der russischen Minderheit und richtet sich auch gegen die EU, die nach Meinung Moskauer Politiker zu wenig gegen Russophobie unternehme.

Moskau feierte es 2012 als Erfolg, dass der „Bruderstaat“ Ukraine ungeachtet der Proteste von Nationalisten per Gesetz Russisch als regionale Amtssprache zuließ. Entsprechend groß war jetzt die Empörung in Moskau, dass die neue Parlamentsmehrheit in Kiew als eines der ersten Projekte das Sprachengesetz kippte.

Zwar hat der ukrainische Interimspräsident Alexander Turtschinow erklärt, er werde die Aufhebung des Gesetzes nicht unterschreiben. Doch die Führung in Moskau sieht weiter die Gefahr einer russlandfeindlichen Politik in Kiew. Sie wirft den neuen ukrainischen Machthabern vor, auf Druck von Extremisten und Nationalisten zu handeln.

Ukrainische Nationalisten befürchten, dass die Bürger im Fall einer Zulassung von Russisch lieber die international stärker verbreitete Sprache sprechen. Russisch ist auch ohne das Gesetz in den Medien und im Alltagsleben die dominante Sprache in weiten Teilen der Ukraine.

Die beiden slawischen Sprachen unterscheiden sich im Klang und im Wortschatz, benutzen aber das kyrillische Alphabet. Auch in offiziellen Kreisen in Kiew wird das zu Sowjetzeiten unterdrückte Ukrainisch nicht immer perfekt beherrscht.

Auf der Krim hat Russisch einen Sonderstatus. In der Ukraine haben heute 10 der insgesamt 27 Gebiete Russisch zu ihrer Regionalsprache erklärt. Das Sprachengesetz war auch von der ungarischen sowie der rumänischen Minderheit begrüßt worden, weil es ihre Sprachen schützte.