Hintergrund: Demontage von Atomkraftwerken
Hannover/Stade (dpa) - Die Demontage eines Atomkraftwerks ist teuer und dauert lange. Sie beginnt mit den nicht-nuklearen Teilen der Anlage, zum Beispiel mit dem Maschinenhaus und dem Überwachungsbereich.
In einem zweiten Schritt stehen die leicht kontaminierten Anlagenteile des Kontrollbereichs auf dem Programm.
Von dort an geht es unter anderem mit Hilfe einer Fernbedienung oder auch mit Arbeiten unter Wasser an Teile wie das Druckgefäß, das dem Neutronenbeschuss direkt ausgesetzt war. Im vierten Abschnitt kommen die Hilfseinrichtungen wie Kräne, Lüftungen sowie Anlagen zur Wasseraufbereitung und zur Reinigung an die Reihe.
Nach der Demontage des Kraftwerks bleiben die abgebrannten radioaktiven Brennelemente bis zu 40 Jahre lang in einem Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände. Kritiker fürchten, dass die Castor-Behälter mit dem Atommüll undicht werden und dann die Umwelt verstrahlen könnten.
Als Beispiele für einen erfolgreichen Abbau nennt das Deutsche Atomforum das Kernkraftwerk Niederaichbach, den Heißdampfreaktor Großwelzheim und das Versuchsatomkraftwerk Kahl (alle in Bayern). Zahlreiche weitere kerntechnische Anlagen werden derzeit zurückgebaut.
Der Abbau von Atomkraftwerken kostet viel Geld. Die Betreiber sind gesetzlich verpflichtet, eine entsprechende Summe einzukalkulieren. 500 Millionen Euro sind allein für das 2005 vom Netz genommene Kraftwerk Obrigheim (Baden-Württemberg) vorgesehen, die gleiche Summe sollen auch die Arbeiten im niedersächsischen Atomkraftwerk Stade kosten.
Für Obrigheim sind zehn Jahre vorgesehen. In dieser Zeit müssen rund 275 000 Tonnen Material abgebaut werden, darunter 2300 Tonnen radioaktiver Abfall.
Bis ein Kernkraftwerk vollständig stillgelegt ist, können viele Jahre vergehen. Das Kernkraftwerk Würgassen (Nordrhein-Westfalen) wurde beispielsweise 1997 stillgelegt, die Arbeiten sollen nach Angaben eines Sprechers des Betreibers Eon Kernkraft noch bis 2014 dauern. In Stade sollen 2015 die letzten Gebäude abgerissen werden.