Hintergrund: Der aggressive Darmkeim HUSEC041
Hamburg (dpa) - Der aggressive Darmkeim HUSEC041 vereint Bausteine aus dem Erbgut unterschiedlicher Kolibakterien (Escherichia coli). Dies hat die Entzifferung des Genoms durch mehrere Forschergruppen Anfang Juni ergeben.
Zum einen gibt es wesentliche Gemeinsamkeiten mit enteroaggregativen E.coli (EAEC oder EAggEC). Diese sind als Auslöser von wässrigen Durchfällen bekannt und setzen sich auf bestimmte Art und Weise im Darm fest.
Zum anderen stammen Gene von enterohämorrhagischen E.coli (EHEC). Diese sind eigentlich typisch für die blutigen Durchfallerkrankungen, die mit Komplikationen wie dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) mit Schäden an Nieren und Blutsystem einhergehen können. Der Stamm HUSEC041 produziert das giftige Shigatoxin, das Zellen angreift. Andere typische Merkmale von bislang bekannten EHEC-Erregern fehlen ihm hingegen laut Experten.
HUSEC041 ist dem Serotyp O104:H4 zu zuordnen. O steht für bestimmte Eigenschaften der Oberfläche, H für Eigenschaften der Geißeln (Flagellen) der Bakterien.
Unklar ist weiterhin, warum der Keim bei jungen Patientinnen zu besonderen Komplikationen im Nervensystem führt. Die Zahl der HU-Syndrome durch den Krankheitserreger liegt im Vergleich zu vorherigen EHEC-Ausbrüchen zudem deutlich höher. Das Bakterium ist gegen eine Reihe von Antibiotika resistent. Nach bisherigem Kenntnisstand trat HUSEC041 erst einmal im Jahr 2001 in Deutschland auf und ist noch nicht mit größeren Ausbrüchen in Verbindung gebracht worden.