Hintergrund: Die internationalen Medien zur Papstwahl
Berlin (dpa) - Das bescheidene Auftreten des neuen Papstes Franziskus hat international die Hoffnung auf mehr Aufrichtigkeit und Dialogbereitschaft der katholischen Kirche geweckt. Ein Überblick über die Zeitungskommentare, aufgeteilt in Einzelaspekte:
REFORMSTAU: Viele Zeitungen erhoffen sich nach Jahren des empfundenen Stillstands nun den Willen zum Wandel im Vatikan. „Nach Benedikt XVI. hat Rom mit diesem neuen Papst jedenfalls Veränderung im Blick“, schreibt „De Telegraaf“ (Niederlande). Niemand habe die Wahl eines Revolutionärs zum Papst erwartet, betont „El País“ (Spanien). „Aufrichtigkeit“ und „Dialogbereitschaft“ könnten für Papst Franziskus aber die entscheidenden Eigenschaften sein, um die gewünschte Entwicklung einzuleiten.
WELTKIRCHE/LATEINAMERIKA: Die katholische Kirche bekenne sich endlich auch im Papstamt zu ihrer Verfasstheit als Weltkirche, notiert die „Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz). Der Schritt nach Amerika sei „ein Ereignis, das die Fähigkeit zum Neuen bezeugt“, lobt „Corriere della Sera“ (Spanien). In Lateinamerika verfüge die Kirche noch über Anziehungskraft, stellt der „Der Standard“ (Österreich) fest: „Es ist ein Hoffnungsgebiet für die katholische Kirche.“
BESCHEIDENES AUFTRETEN: „De Standaard“ (Belgien) sieht im zurückhaltenden Wesen des neuen Papstes eine große Chance für einen „authentischen Katholizismus, der frei von Herrschsucht und Besserwisserei ist“. Die Zeitung „Gandul“ (Rumänien) ist begeistert: „Es drängt sich das Gefühl auf, dass diesen anständigen, freundlichen Menschen mit runder Brille und Humor der Heilige Geist selbst aus dem Konklave erwählt hat.“
KONKLAVE: Einige Kommentatoren zeigen sich erleichtert, dass die Autorität des neuen Papstes nicht durch ein quälend langes Auswahlverfahren beschädigt wurde. „Die schnelle Wahl gibt dem neuen Papst die Sicherheit, das volle Vertrauen seiner Brüder zu haben“, schreibt „La Croix“ (Frankreich).