Hintergrund: Die libanesische Hisbollah

Beirut (dpa) - Die libanesische Schiitenbewegung Hisbollah wird immer mehr zu einem Hauptakteur im syrischen Bürgerkrieg. Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah schwor seine Kämpfer auf einen „Sieg“ in Syrien ein.

Ein Sturz des Regimes von Präsident Baschar al-Assad kommt für ihn nicht infrage.

Ihre Wurzeln hat die 1982 gegründete „Partei Gottes“ jedoch im Widerstand gegen die damalige Besatzungsmacht Israel, die in den Südlibanon einmarschiert war. Wichtigster Verbündeter und Waffenlieferant der radikalislamischen Bewegung ist die schiitische Führung im Iran. Syrien spielte für die Hisbollah in den vergangenen Jahren eher als Transitland für Waffen und als Verbündeter im innerlibanesischen Machtkampf eine Rolle.

Die Hisbollah ist eine straff organisierte Organisation. Die Bewegung ist über ihre Partei aktuell im Parlament vertreten. Die Hisbollah unterhält soziale Stiftungen und den Fernsehsender Manar TV.

Im Westen wird meist nur die Miliz der Hisbollah wahrgenommen. Ihre Operationen sind es, die dazu geführt haben, dass die USA die Hisbollah auf ihre Liste internationaler Terrororganisationen gesetzt haben. Die Bundesregierung will sich jetzt dafür einsetzen, dass mindestens der militärische Arm der Hisbollah von der EU als Terrororganisation geächtet wird.

Bislang hatten die EU-Regierungen aus Angst vor einer Destabilisierung des Libanons und wegen fehlender Beweise für terroristische Aktivitäten in Europa davon abgesehen, die Hisbollah auf ihre Terrorliste zu setzen. Die Organisation wird jetzt aber verdächtigt, hinter einem Anschlag auf einen Bus mit israelischen Urlaubern im bulgarischen Burgas im vergangenen Sommer zu stehen. Dabei wurden sieben Menschen getötet, darunter der Attentäter.

Laut Eigendarstellung der Hisbollah ist der bewaffnete Kampf gegen Israel das wichtigste Ziel der Bewegung. Die Bewegung schreckt auch vor Sprengstoffanschlägen und Attentaten nicht zurück.

Das Ansehen der Hisbollah war in der arabischen Welt sehr gestiegen, als sich die israelischen Truppen nach zahlreichen Angriffen der Miliz im Jahr 2000 aus dem Südlibanon zurückzogen. Auch während des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah im Sommer 2006 stellte sich ein arabischer Solidaritätseffekt ein.

Als die Hisbollah in den Folgejahren damit drohte, ihre Waffen im Libanon gegen politische Gegner einzusetzen - was sie vereinzelt auch tat -, kippte die Stimmung. Vor allem sunnitische Muslime äußern sich seither kritisch über die Bewegung, der eine Beteiligung an dem Attentat auf den sunnitischen Ex-Ministerpräsidenten Rafik Hariri 2005 vorgeworfen wird.