Hintergrund: Gefolgsleute kehren Gaddafi den Rücken
Berlin (dpa) - Zahlreiche einstige Stützen des Regimes von Muammar al-Gaddafi haben dem Diktator in den vergangenen Monaten den Rücken gekehrt. Die meisten von ihnen schlossen sich den Rebellen an.
Mustafa Abdul Dschalil: Als erster führender Politiker trat der Justizminister schon am 21. Februar wegen der Gewalt gegen unbewaffnete Demonstranten zurück. Gaddafi war so verärgert, dass er ein Kopfgeld von 400 000 US-Dollar (278 000 Euro) für dessen Ergreifung aussetzte. Der Jurist schloss sich dem libyschen Widerstand an und wurde Vorsitzender des Übergangsrates.
Abdulsalam Dschallud: Später als die meisten anderen Regierungsmitglieder ging die langjährige Nummer zwei des Regimes von der Fahne. Gaddafi hatte seinen engen Freund einst zum Regierungschef gemacht. Am 20. August setzte sich Dschallud über Tunesien nach Italien ab.
Abdulfattah Junis: Er war bereits am Putsch beteiligt, der Gaddafi 1969 an die Macht brachte, und gehörte mehr als 40 Jahre lang zur militärischen und politischen Elite Libyens. 2009 ernannte Gaddafi den General zum Innenminister. Die einstige Symbolfigur eines blutigen Unterdrückungsapparates wechselte im Februar die Seiten und wurde als Militärchef der Rebellenarmee zum „Helden der Revolution“. Junis starb am 28. Juli bei einem Mordanschlag im Osten Libyens.
Mussa Kussa: Der Außenminister trat Ende März zurück. Er verhandelte zunächst auf der tunesischen Ferieninsel Djerba mit französischen Regierungsbeamten und setzte sich dann nach London ab. Dort verkündete Gaddafis früherer Vertrauter, er wolle nicht mehr dem Regime des Diktators dienen.
Abdurrahman Schalgam: Der Außenminister von 2000 bis 2009 musste seinen Posten für Mussa Kussa räumen und wurde Botschafter Libyens bei den Vereinten Nationen. Nachdem immer mehr Einzelheiten von Gaddafis Krieg gegen sein Volk bekannt wurden, trat die frühere Stütze des Regimes im Juli zurück und wetterte über schmutzige Geschäfte, Attentate und barbarische Racheakte des Despoten.
Mahmud Dschibril: Er galt als einer der wichtigsten Ökonomen des ölreichen Wüstenstaates und leitete vor Beginn des Bürgerkrieges eine Denkfabrik: den Nationalen Ausschuss für Wirtschaftliche Entwicklung. Dschibril wechselte die Fronten und wurde Chef der Übergangsregierung.