Hintergrund: Kandidaten für die Nachfolge von Winterkorn
Wolfsburg (dpa) - Als Kandidaten für die Nachfolge von VW-Chef Martin Winterkorn werden folgende Topmanager gehandelt:
HERBERT DIESS: Der Chef der Hausmarke VW Pkw gilt als Routinier in seinem Beritt - und gilt in Aufsichtsratskreisen als einer der Top-Favoriten. Er trat seinen Job erst im Juli an, nachdem ihn VW von BMW abgeworben hatte. Ohne den Abgas-Skandal, wäre das für Diess im Rennen um die Nachfolge Winterkorns möglicherweise ein Nachteil gewesen. Nun könnte es sich als Pluspunkt erweisen. Bei den Münchnern leitete er zuletzt im Vorstand den Entwicklungsbereich, zuvor war er für den Einkauf zuständig und gilt als knallharter Kostendrücker. Der 56-Jährige soll die renditeschwache Pkw-Kernmarke bei Volkswagen wieder aufpolieren. Der studierte Maschinenbauer muss sich dabei mit dem mächtigen VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh gut stellen. Zwar wirkt Diess auf den ersten Blick recht unscheinbar, hat aber als Maschinenbauer und promovierter Fertigungstechniker den fachlichen Hintergrund zum Produktionsmanager - und erfüllt so eine Bedingung Osterlohs, der stets für einen Techniker an der Spitze eingetreten ist.
MATTHIAS MÜLLER: Der Porsche-Chef wird vor allem in den Medien vielfach als Favorit für die Nachfolge genannt. Er arbeitet seit Jahren eng mit Winterkorn zusammen. Der 62-Jährige ist als besonnener, aber zugleich zupackender Manager bekannt, der auch mal Kante zeigen kann. In der Autobranche hat er den Ruf eines exzellenten Produktstrategen. Der im sächsischen Chemnitz geborene und in Bayern aufgewachsene Manager kennt nicht nur den Sport- und Geländewagenbauer Porsche, sondern weiß auch, wie Audi und VW in ihren Produktplanungen ticken. Der gelernte Werkzeugmacher und Informatiker leitete von 2003 bis 2007 das Produktmanagement der Audi-Marken. Anschließend folgte er seinem Chef Winterkorn in gleicher Funktion nach Wolfsburg. Den Posten als Porsche-Chef übernahm Müller im Herbst 2010 nach der Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW.
ANDREAS RENSCHLER: Der 57-jährige Nutzfahrzeugchef des VW-Konzerns kam erst im Februar vom Konkurrenten Daimler zu VW. Sein Plus ist sein Bemühen, einen guten Draht zum Betriebsrat aufzubauen. Beobachter bescheinigen dem gebürtigen Stuttgarter eine
bodenständige Art und bezeichnen ihn als hervorragenden
Strategen. Während seiner Zeit bei Daimler baute
er unter anderem das erste Auslandswerk von Mercedes-Benz in den USA auf. Bei Daimler war der schwäbische Bauernsohn vor seinem
überraschenden Abgang ein echtes Urgestein: Bereits 1988 nach seinem
BWL-Studium in Tübingen startete er seine Karriere bei dem Autobauer
- damals noch im Bereich Organisation und EDV im Werk Sindelfingen.