Hintergrund: Konfliktlinien zwischen Berlin und Paris
Berlin/Paris (dpa) - Deutschland und Frankreich feiern 50 Jahre Freundschaft - aber manchmal gibt es zwischen Freunden eben auch Konflikte. Besonders in der Eurokrise sind die beiden wichtigsten EU-Partner hin und wieder aneinandergeraten.
Die Konfliktlinien:
- MERKEL UND HOLLANDE Das Verhältnis von Kanzlerin Angela Merkel und Präsident François Hollande wird immer wieder mal als problematisch beschrieben. Als Vergleich dient dabei das Gespann „Merkozy“, die Achse zwischen Merkel und Hollandes konservativem Amtsvorgänger Nikolas Sarkozy. Zumindest in der letzten Zeit ihrer Zusammenarbeit zeigten die beiden oft demonstrative Harmonie. Im Wahlkampf unterstützte Merkel Sarkozy dann offen - gegen den Sozialisten Hollande. Dieser wiederum soll darauf setzen, dass nach der Wahl im Herbst ein Sozialdemokrat in Berlin regieren könnte.
- EUROBONDS Paris hat sich lange Zeit stark gemacht für Eurobonds, also die Möglichkeit gemeinsamer Anleihen innerhalb der Eurozone. Damit könnten Krisenländer ihre Zinslast verringern, Deutschland müsste dagegen mehr Zinsen bezahlen. Hollande hat diese Anleihen als ein Mittel gegen die Krise immer wieder ins Gespräch gebracht. Merkel ist bisher strikt dagegen.
- SÜDLÄNDER Nach seiner Wahl hat Hollande die französische Politik mehr in Richtung der EU-Südländer Spanien, Italien oder Griechenland geöffnet. In der Schuldenkrise zeigte sich Paris meist einen Tick entgegenkommender als Berlin. So sprach sich Hollande schon früh dafür aus, den Griechen mehr Zeit für den Abbau ihrer Schulden zu lassen.
- ENERGIEPOLITIK Hier gehen Deutschland und Frankreich bisher getrennte Wege: Der Bund will die verbliebenen neun Atomkraftwerke bis 2022 abschalten, der Atomstromanteil beträgt nur noch 16 Prozent. In Frankreich sind es 78 Prozent. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung betrug in Deutschland 2012 knapp 22 Prozent, in Frankreich waren es zuletzt erst 13 Prozent. In der Bundesrepublik sorgt man sich sehr um die Sicherheit alter französischer Atomanlagen wie Fessenheim und Cattenom.